Frage an Dietmar Bartsch von Reiner S. bezüglich Umwelt
Sehr geehrter Herr Bartsch,
ich setze voraus, dass Sie über die gewaltigen Fortschritte bei der Realisierung der Energiegewinnung mittels der LENR-Technologie (auch kalte Fusion genannt) vertraut sind und dass Ihnen bekannt ist, dass von der EU-Kommission für Inovationsfragen empfohlne wurde, diese Technologie in den Fokus der Betrachtung zu stellen. Meine Frage: Warum fordert Ihre Partei nicht, die doch wohl die Interessen der breiten - auch der nicht so bemittelten - vertreten will, dass diese Technogie bei der Umsetzungsplanung für die Energiewende mit in die Betrachtung mit einbezogen wird. Wenn die Möglichkeiten dieser Technologie konsequent umgesetzt würden, wären zahlreiche der ins Auge gefassten Großinvestitionen (Hochspannungsleitungen, Speicher, Solar- und Windprojekte) mit Milliardenbelastungen für Steuerzahler und Energieverbraucher vermeidbar und so wichtige Mittel für Bildung, Gesundheitswesen, Armutsbekämpfung usw. könnten verfügbar gemacht werden. Eine umweltschonender Energietechnologie ist dabei unvorstellbar: Minimalster Recourseverbrauch, minimalste Abfallmengen, keine Strahlung, keine Umweltveränderungen u.a.a. Das naheliegende Totschlagargument, dass damit Arbeitsplätze für Wind- und Sonnennutzung gefährdet wären sollte kein Grund für die Ablehnung sein, da freiwerdende Mittel an anderen Stellen Arbeitsmöglichkeiten schaffen würden und statt Wind- und Sonnenanlagen die Fertigung von Anlagen für die Erzeugung und Nutzung der neuen Energieform neue Arbeitsplätze schaffen würde. Und: Die Geldmengen, die für Energie im Ausland und bei wenigen Großkonzernen gegenwärtig landen würden in Konsumausgaben für Mittelstandsprodukte verwendet werden.
Mit freundlichen Grüßen - Reiner Seibt
Sehr geehrter Herr Seibt,
vielen Dank für Ihren Hinweis auf die mir bislang nicht bekannte LENR-Technologie/Kalte Fusion. Nach Rücksprache mit unseren Fachpolitiker/innen überwiegt bei mir allerdings Skepsis.
Bedenken habe ich vor allem, weil bislang keine wissenschaftliche Prüfung der aktuellen, vom italienischen Forscher Andrea Rossi durchgeführten und angeblich erfolgreichen Experimente von dritter Seite ermöglicht wurde. Im Gegenteil: die Protagonisten dieser Technologie betreiben nach unserer Informationslage mit Verweis auf die kommerzielle Vermarktung der Technologie etwas Geheimniskrämerei um den genauen Aufbau der Reaktorkammern. Da von anderen Wissenschaftlern große Zweifel an der Kalten Fusion formuliert werden, weil sie gegen Grundsätze der Physik verstoßen, nährt ein solches Vorgehen unsere Zweifel. Zumal sich ähnliche Experimente Ende der 1980er Jahre schon einmal als nicht reproduzierbar herausstellten.
Kurzum: für die Energiewende setzen wir weiter auf die bereits in der Praxis erprobten erneuerbaren Energien sowie auf Energieeffizienz und Energieeinsparung. Wenn die LENR-Technologie tatsächlich funktioniert und kommerziell durchsetzen kann, was von Herrn Rossi immer wieder betont wird, ließe sich diese gut in ein auf erneuerbare Energien ausgerichtetes System der Energieversorgung integrieren. Alles unter der Voraussetzung, dass bei der Kalten Fusion tatsächlich, wie behauptet, keine radioaktive Strahlung freigesetzt oder radioaktive Abfälle erzeugt werden.
Die Beschleunigung der Energiewende ist angesichts von Klimawandel und steigender Preise fossiler Rohstoffe zu wichtig, als dass wir uns auf vage Versprechen zu Zukunftstechnologien verlassen können, deren Existenz und Funktionsweise keinerlei unabhängigen wissenschaftlichen Prüfung unterzogen worden ist und werden darf.
Freundliche Grüße
Dr. Dietmar Bartsch