Frage an Dietmar Bartsch von Klaas V. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Dr. Bartsch,
sicherlich haben Sie auch die erschreckende Berichterstattung in den bundesweiten Medien über das als Nazidorf bekannt gewordene Dorf Jamel in Nordwest-Mecklenburg verfolgt. Aufgrund der Mehrzahl rechtsextremer Bewohner sowie NPD-Funktionäre hat das Dorf traurige Berühmtheit erlangt.
Dies wollen die Eheleute Lohmeyer – selbst Bewohner des Dorfes – nicht hinnehmen und engagieren sich ungeachtet von Bedrohungen und Drangsalierungen mittlerweile seit vielen Jahren für Demokratie und Toleranz. Für ihren couragierten Einsatz wurden Birgit und Horst Lohmeyer mehrfach ausgezeichnet – u. a. mit dem renommierten Paul-Spiegel-Preis des Zentralrats der Juden in Deutschland.
Ein Projekt ihres Engagements ist das jährlich auf ihrem Forsthof in Jamel stattfindende, nicht-kommerzielle Festival „Jamel rockt den Förster – Musik für Toleranz und Demokratie“, das ehrenamtlich und unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsident Erwin Sellering organisiert wird.
Vor dem aktuellen Hintergrund der Zwickauer Terrorzelle, der Diskussion über ein erneutes NPD-Verbotsverfahren und dem Expertenbericht Antisemitismus in Deutschland soll die Veranstaltung im sechsten Jahr seinen Kinderschuhen entwachsen und erwachsener werden und damit mehr Aufmerksamkeit erregen,.
Da es zunehmend schwieriger wird, Fördermittel bei lokalen Stiftungen oder anderen Organisationen einzuwerben, soll in diesem Jahr verstärkt auf Sponsoren und private Unterstützer gesetzt werden.
Da wir auf jede Hilfe angewiesen sind, wenden wir uns an Sie. Kennen Sie vielleicht weitere Fördermöglichkeiten oder mögliche Sponsoren, die ein Interesse haben könnten, uns bei unserem Bestreben, Jamel aus dem braunen Licht zu rücken, zu unterstützen?
Für Ihre Hilfe und eine Antwort wären wir Ihnen sehr dankbar. Gerne lassen wir Ihnen bei Bedarf weitere Informationen zukommen.
Mit freundlichem Gruß
Das Team von Jamel rockt den Förster
Klaas Vogt
Sehr geehrter Herr Vogt,
liebes Team von „Jamel rockt den Förster “,
ich kenne die Initiative der Eheleute Lohmeyer und vieler anderer engagierter Bürgerinnen und Bürger unseres Landes Mecklenburg-Vorpommern.
Wenn Sie einverstanden sind, würde ich gern Ihre Initiative durch einen Link von meiner privaten Homepage zum diesjährigen Festival „Jamel rockt den Förster – Musik für Toleranz und Demokratie“ unterstützen. Dazu braucht es nur eines kurzen telefonische Kontakt mit meinem Büro im Deutschen Bundestag.
Gemeinsam mit meinem Fraktionskollegen Steffen Bockhahn, Hauptberichterstatter zum Einzelplan des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, zugleich Landesvorsitzender der LINKEN Mecklenburg-Vorpommerns, habe ich die Bundesministerin Frau Dr. Kristina Schröder gebeten, aus dem Haushaltstitel „Maßnahmen zur Stärkung von Vielfalt, Toleranz und Demokratie“ weitere finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen.
Ob auf Landesebene in Mecklenburg-Vorpommern weitere Möglichkeiten zur Unterstützung des Projektes, zum Beispiel im Rahmen des Landesprogramms „Demokratie und Toleranz gemeinsam stärken“ bestehen, sollten Sie durch direktes Ansprechen der dafür zuständigen Ministerien (bisher Ministerium für Soziales) prüfen.
Ich bin sicher, in der Landtagsfraktion der LINKEN MV finden Sie Ansprechpartner, die Ihnen bei der Kontaktaufnahme zu den Ministerien sehr gern behilflich sind.
Dem Landesrat für Kriminalitätsvorbeugung (über Innenministerium) stehen nach einer Pressemitteilung in diesem Jahr 326.300 EUR zur Förderung der Präventionsarbeit in MV zur Verfügung. Nach einem festen Einwohnerschlüssel erhalten davon die Kommunalen Präventionsräte der sechs Landkreise und zwei kreisfreien Städte insgesamt 65.700 EUR zur Unterstützung ihrer eigenen Arbeit. Mit den verbleibenden 260.600 EUR werden im Ergebnis eines vorgeschriebenen Antragsverfahrens landesweit 58 Einzelprojekte gefördert.
Ich wünsche dem Projekt viel Erfolg und dass es gemeinsam mit zahlreichen anderen Initiativen und Aktionen im ganzen Land ein starkes Signal all der Menschen setzt, die sich nicht mit rechtsradikalen und neofaschistischen Tendenzen und Aktionen abfinden und aktiv dagegen eintreten.
Freundliche Grüße
Dr. Dietmar Bartsch