Frage an Dieter-Lebrecht Koch von Felix M. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Dr. Dieter-Lebrecht Koch,
Laut dem Artikel haben sie gefordert, dass Fahranfänger nur noch Autos fahren sollen, die eine gewisse PS-Grenze nicht überschreiten.
Meiner Meinung nach ist dieser Vorschlag eine Frechheit, ich fühle mich als Fahranfänger dadurch persönlich angegriffen. Es geht mir dabei nicht darum, mit einem leistungsstarken Auto fahren zu dürfen, in meinem Alter können sich die wenigsten so ein Auto leisten, es geht mir dabei um das Prinzip, dass jeder vom Gesetz gleich behandelt wird.
Für mich wäre das nur eines von vielen Gesetzen, die junge Leute schikanieren und eigentlich nicht zu rechtfertigen sind. Warum gilt die 0-Promille Grenze am Auto zum Beispiel nur für Fahranfänger ?
Wenn sich ein 40-Jähriger betrinkt und dann einen Unfall baut, dann ist das genau so schlimm als wenn das von einem 20-Jährigen ausgeht.
Es stimmt zwar, dass Fahranfänger überduchschnittlich viel Unfälle verursachen, aber deswegen kann man das doch nicht verallgemeinern. Alte Leute haben auch ein höheres Unfallsrisiko, trotzdem nimmt man nicht jeden ab 60 den Führerschein ab. Auch Männer neigen eher zur Raserei als Frauen, soll man jetzt eine PS-Grenze für Männer einführen.
Mit 18 Jahren bin ich volljährig, das heißt ich bin ein vollberechtigter, mündiger Bürger, so wie jeder andere Bürger auch. Jung sein ist kein Grund für ständige Bevormundungen.
Ähnlich ist es beim Wahlrecht, ich hab mich mit 16 schon sehr für Politik interessiert, hatte aber kein Wahlrecht. Das wird damit begründet, dass man als Minderjähriger noch nicht zurechnungsfähig ist. Aber alte Leute, die unzurechnungsfähig gewordne sind, haben trotzdem noch das volle Wahlrecht, auch wenn der Zettel von Angehörigen ausgefüllt wird.
Man kann doch nicht jungen Leuten pauschal unreifes Verhalten unterstellen und dann auch noch Gesetze danach ausrichten.
Mit freundlichen Grüßen, Felix Maag.
Sehr geehrter Herr Maag,
vielen Dank für Ihre Anfrage zum Thema PS-Begrenzung für Fahranfänger.
Das PS-Limit für Fahranfänger ist mir aus folgenden Gründen so wichtig: Die Zahl der Verkehrstoten in Deutschland hatte im Jahre 1970 mit ca. 20.000 Toten den Höchststand (und das obwohl weniger als ein Drittel so viele Pkws im Vergleich zu heute auf deutschen Straßen zugelassen waren). Seit diesem Zeitpunkt wurde sie mit mehreren Maßnahmen bis zum letzten Jahr auf unter 4.000 Tote gesenkt. Junge Fahranfänger im Alter zwischen 18 und 24 Jahren sind mit einem Anteil von 20 % (wobei sie aber nur einen Bevölkerungsanteil von 8 % ausmachen) besonders häufig vertreten. Dies ist vor allem der mangelnden Gefahreneinschätzung und gelegentlicher Selbstüberschätzung geschuldet. Deshalb galt und gilt auch weiterhin das Hauptaugenmerk der Maßnahmen vor allem den jungen Fahrern. Diese Maßnahmen waren im Einzelnen: 1986 der Führerschein auf Probe, seit 1. August 2007 das Alkoholverbot und seit 1. Januar dieses Jahres das begleitete Fahren ab 17. Die PS-Limitierung führt diese Maßnahmen fort. Es ist ein weiterer logischer Schritt nach der PS-Begrenzung für Motorradführerscheinneulinge. Dieser Stufenführerschein für Motorradfahrer ist mit breiter Akzeptanz eingeführt worden und hat sich bewährt.
Das PS-Limit für Fahranfänger soll in erster Linie auch an die soziale Verantwortung jedes Einzelnen appellieren, denn die Sicherheit im Straßenverkehr ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Dieter-L. Koch, MdEP