Frage an Detlef Gräser von Michel L. bezüglich Finanzen
Guten Tag Herr Sckerl,
als mündiger Bürger und absoluter Demokratiefreund sehe ich mich verpflichtet, meine Stimme zur Landtagswahl 2021 wohlbedacht zu vergeben.
Die Medien werden überschüttet mit Forderungen, die ohnehin schon hohen Steuern weiter zu erhöhen bzw. neue Steuern einzuführen (Finanztransaktionssteuer / Reichensteuer)
In meinen Augen sollte das veraltete deutsche Rentensystem endlich entlastet werden. Dies kann in meinen Augen nur erfolgen, wenn das individuelle Sparen endlich gefördert wird. Hierfür benötigen wir einen Ansporn für den Ottonormalverbraucher, der sein übriges Geld Monat für Monat auf dem Sparkonto von der Inflation entwerten lässt.
Wie stehen Sie zu diesem Thema bzw. welche Ansätze diesbezüglich verfolgen Sie?
Hallo Herr Lutz!
Ja wir Linken wollen Steuererhöhungen. Finanztransaktionssteuer, Vermögenssteuer, Erbschaftssteuer, Unternehmenssteuer.
Wenn Sie von einer dieser Erhöhungen betroffen sind, beglückwünsche ich Sie (bei der Erbschaftssteuer: mein Beileid) denn dann gehören sie zu den Reichen und Privilegierten in der BRD. Der Spitzensteuersatz war unter Adenauer bei 90%, bei Helmut Kohl lag er noch bei 53%. Wir Linken wollen die Steuersätze von Helmut Kohl wieder haben (peinlich, aber so ist es!). Verbrauchssteuern wollen wir nicht erhöhen! Selbst die CO2-Steuer sehen wir sehr kritisch, da sie die kleinen und mittleren Einkommen mehr belastet. Energieunternehmen werden hingegen mit Milliardengeschenken aus Steuermitteln „bereichert“, weil sie vorzeitig (!) aus der Fossilen Energieerzeugung austeigen (müssen). Die Farce um die Mehrwertsteuererhöhung (SPD Null %, CDU 2% resultierte dann in 3%) sei noch einmal in Erinnerung gerufen.
Unser Steuerkonzept würde alle Bruttoverdiener unter 60000 Euro Einkommen entlasten! Der Bundesdurchschnitt lag 2019 bei 48000.- Euro jährlich.
Zu ihrer Frage in wie weit staatliche Anreize für das Sparen gesetzt werden sollten. Da gibt es viel Ideen, vom Bausparzuschuss, über Ansparboni für Ausbildungsabsicherung, höhere Sparerfreibeträge über eine Steuerfreistellung bei privater Rentenansparung, (unabhängig davon, dass wir eine auskömmliche Umlagen finanzierte Rente, bei der alle Menschen mit Einkommen einzahlen, als alternativlos betrachten! vgl. Österreich)) . Aber dem stehen die Profitinteressen bzw. Lobbyinteressen des Großkapitals immer wieder entgegen. Deshalb wollen wir die Finanzwelt deutlich mehr regulieren, als es die derzeitige Politik macht. Die neoliberale Deregulation der Finanzmärkte durch die CDU/FDP/SPD/GRÜNE (weltweit auch durch die EU und die USA, etc.) führte ja erst zur schleichenden Enteignung der Sparer. Eine charmante Idee stammt von Thomas Piketty einem französischem Wirtschaftswissenschaftler. Er schlägt vor, große Erbschaften radikal zu besteuern und jedem Bürger, jeder Bürgerin zum 25. Geburtstag ein Startkapital von 12000 Euro vom Staat zu überreichen. Dann hat sich das mit dem „Kleinen Sparer“ von selbst erledigt.
Mit freundlichen Grüßen
Detlef Gräser