Frage an Dennis Radtke von Jens W. bezüglich Humanitäre Hilfe
Sehr geehrter Herr Radtke,
ich nehme mit Entsetzen zur Kenntnis, dass an der türkisch-griechischen Grenze Kinder, Frauen und Männer mit Waffengewalt daran gehindert werden, die EU zu betreten und unter katastrophalen Verhältnissen und ohne Zukunftsperspektive im frühen März auf offenem Feld und unter freiem Himmel bleiben müssen. Ich wende mich daher an Sie als meinen gewählten Abgeordneten mit der Frage, wie Sie die Situation einschätzen und ob und wie Sie sich dafür einsetzen, dass diese unchristliche und inhumane Vorgehensweise der EU sofort beendet wird und dass die Menschen vor Ort die notwendige Versorgung erhalten sowie die Möglichkeit, ihr Recht auf Asyl wahrzunehmen.
Mit freundlichen Grüßen,
Jens Wehrmann
Sehr geehrter Herr Wehrmann,
vielen Dank für Ihre Frage, mit der Sie ein äußerst wichtiges Thema aufgreifen.
Die Lage an der griechisch-türkischen Grenze ist besorgniserregend und ich persönlich bedauere die bekannten und von Ihnen beschriebenen Zustände sehr.
Für uns ist jedoch klar, dass Humanität und Ordnung an den EU-Grenzen nicht im Gegensatz zueinanderstehen, sondern sich gegenseitig bedingen. Nur mit einer geordneten Migrationspolitik können wir den besonders schutzbedürftigen Menschen nachhaltig helfen. Ein funktionierender Schutz der EU-Grenzen kann bei allen Mitgliedsstaaten neues Vertrauen herstellen. Dies ist die Voraussetzung dafür, dass wir bei der EU-internen Solidarität zur Aufnahme von Flüchtlingen weiterkommen.
Von der Türkei darf sich die EU nicht erpressen lassen. Menschen, die man aus Unterkünften an die Grenze bringt, dürfen kein zynisches Druckmittel sein. Man sollte daher schleunigst zurück an den Verhandlungstisch. Im Falle einer Einigung können EU-Mittel weiter wie bisher direkt an die Organisationen gehen, die sich vor Ort um die Versorgung der Flüchtlinge kümmern.
Als Europaabgeordneter setze ich mich sowohl für eine bessere Sicherung der EU-Außengrenzen als auch für die Linderung der katastrophalen humanitären Situation in den Flüchtlingslagern ein. Unser Ziel muss es sein, dass Europa nicht nur geregelte Migrationsverfahren einrichtet, sondern gleichzeitig auch seinen humanitären Rechten und Pflichten nachkommt.
Mit freundlichen Grüßen
Dennis Radtke