Frage an Daniela Ludwig von Dominik W. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrte Frau Ludwig,
Zuallererst rechne ich Ihnen hoch an, dass Sie sich den Fragen der Bürger stellen. Auch ich hätte da ein paar wenige Fragen zur drogenpolitischen Situation Deutschlands:
1. Wenn eine Drogenprohibition tatsächlich der beste Jugendschutz ist, warum ist Alkohol und Tabak dann noch legal zu erwerben? Aufklärungskampagnen gut und schön, aber wäre eine komplette Prohibition (wie etwa derzeit beim Cannabis) nicht etwa das bessere Mittel? Natürlich ist der Alkohol kulturell und gesellschaftlich in uns verankert. Aber möchte man tatsächlich unsere Kultur und somit Drogen, die zusammen jährlich für 6-stellige Todeszahlen verantwortlich sind, über den Schutz unserer Jugend stellen? Dann müsste man genauso auch über Cannabis debatieren, welcher ebenfalls lange Zeit eine wichtige kulturelle Rolle einnahm (siehe z.B. "Hildegard von Bingen", Jesus hat u.A. "Kaneh Bosm" verwendet um Kranke zu heilen, den Knaster, den schon unsere Urgroßväter geraucht haben, seit Jahrtausenden Verwendung von Hanffasern etc.).
2. Sie sagen: "Wir haben 2 Volksdrogen, ich brauche keine Dritte!" und "Wir haben bereits mit den 2 legalen Drogen Probleme." Warum macht man es dann nicht wie beim Cannabis, und schafft diese beiden Probleme aus der Welt, indem man beide Drogen ebenfalls verbietet? Wenn "Alkohol ähnlich gefährlich wie Cannabis ist", warum passt man den Rechtsstatus des Alkohols (und auch des Tabaks) dann nicht dem des Cannabis an? M.M.n. rechtfertigen über 100.000 Tote und noch weitaus mehr Menschen mit Folgeschäden ein komplettes Verbot, auch wenn vielleicht viele Menschen mit dieser Droge keine Probleme haben (was ja beim Cannabis ebenfalls der Fall ist). Nun könnte man den legalen Status des Alkohols und des Tabaks auf den Volkswillen (Demokratie) schieben, aber nach meiner langjährigen Erfahrung wären die meisten Bürger dieses Landes ebenso für eine Legalisierung von Cannabis. Der Volkswillen darf kein Faktor sein, der Gesundheits- und vor allem Jugendschutz behindert. Klar wäre ein Verbot erstmal eine große Umgewöhnung, aber das 1929 eingeführte Cannabis-Verbot zeigt, dass sich Menschen auch daran gewöhnen werden.
Vielen Dank zur Kenntnisnahme und ich hoffe, dass ich von Ihnen in Bälde eine Antwort zu den o.g. Fragen erhalte.
Mit freundlichen Grüßen
PS: Zu guter Letzt möchte ich mich nochmal mit persönlichen Worten zu der deutschen Drogenpolitik äußern. Frau Ludwig, bitte fühlen Sie sich nicht angegriffen. Diese Worte gehen nicht an Sie persönlich sondern betreffen die drogenpolitische Situation im Allgemeinen:
Als jemand, der einen Cousin (er wurde nur Mitte 30, er verblutete über Tage an einer "Ösophagusvarize") verloren hat und jahrelang um die Gesundheit einer Tante und Onkel (beide durch den Alkohol komplett verkümmert, heute zum Glück komplett trocken) bangen musste, finde ich den laxen Umgang mit Alkohol aber die gleichzeitige Repression des Cannabis mehr als nur doppelmoralisch. Diese gefährlichen Drogen sollten m.M.n. gleich behandelt werden (was auch bedeutet, gleicher rechtlicher Status).
Sehr geehrter Herr W.,
was Ihre Einschätzung zur Gefährlichkeit von Alkohol angeht, teile ich diese. Die Frage Alkohol vs. Cannabis habe ich bei abgeordnetenwatch mehrfach beantwortet. Sie gestatten bitte, dass ich mich zu diesem Thema nicht permanent wiederhole. Vielen Dank für Ihr Verständnis.
Mit freundlichen Grüßen
Daniela Ludwig