Frage an Daniela Ludwig von Matthias B. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrte Frau Ludwig,
erneut vielen Dank für Ihre Antwort.
Auch ich finde, dass es eine große Errungenschaft ist, frei über Themen diskutieren zu können, auch wenn – oder gerade weil – man nicht der gleichen Meinung ist.
Von daher verstehe ich es noch weniger, dass Sie sich hier und auch generell dieser Diskussion verweigern, Fragen höchstens teilweise und dann ausweichend beantworten und Quellenangaben und wissenschaftliche Erkenntnisse grundsätzlich in Frage stellen. Selbst wenn diese, wie beim Wissenschaftlichen Dienst, aus Ihrem „eigenen Haus“ kommen. Sie vermeiden so bewusst den Dialog, Sie verhindern ihn sogar.
Beim Amtsantritt im September 2019 konnte man lesen, dass Sie sich mit dem Thema Cannabis vorurteilsfrei auseinandersetzen wollen. Die „Deutsche Welle“ zitiert Sie mit der Aussage, Sie würden „mit Befürwortern und Gegnern einer Teilfreigabe von Cannabis den Dialog suchen“ und dass sich „die gesellschaftliche Debatte weiterentwickle, das auch die Politik aufgreifen müsse“ und Sie „nicht glaubten, dass es so bleibt, wie es ist“.
Dann, in einem Interview mit Business Insider vom 30.12.19, wenige Wochen nach Ihrem Amtsantritt, sagen Sie, dass „Cannabis in Deutschland auch in zehn Jahren noch verboten sein wird“.
Wie kommen Sie zu dieser Feststellung? Mit wem haben Sie in den ersten Wochen in Ihrem Amt als Drogenbeauftragte gesprochen und warum hat sich Ihre – zumindest augenscheinliche – offene Haltung so schnell geändert? Welche Befürworter (neben Herrn Wurth vom Hanfverband) waren bei diesen Gesprächen dabei?
https://www.dw.com/de/drogenbeauftragte-will-über-cannabis-reden/a-51120239
Außerdem würde mich noch interessieren, woher Sie Ihre Statistiken und Zahlen nehmen und ob Sie diese auch ausreichend prüfen und hinterfragen. Nach einem Besuch beim Bayerischen Landeskriminalamt schreiben Sie bei Instagram:
„1996 lag die durchschnittliche Konzentration des Cannabiswirkstoffs THC in Haschisch bei rund 4,9 Prozent. Bis 2018 stieg der THC-Gehalt auf durchschnittlich 16,7 Prozent an. Der THC-Gehalt von Marihuana lag im Jahr 1996 bei 4,8 Prozent, bis 2016 ist dieser Wert auf 10 Prozent gestiegen.“
Laut „hanfmagazin“ verfälschen bzw. dramatisieren Sie hier allerdings die Werte. Schon 2002 gab es im Schnitt ähnlich hohe Werte, nämlich 15 % THC.
Sicher ist: Der THC-Wert ist seit jeher stark schwankend, der Unterschied bei den durchschnittlichen Werten bzw. deren Steigerung in den letzten fast 20 Jahren aber marginal.
Allerdings – das ist tatsächlich ein großes Problem und allein deshalb wäre eine Legalisierung und ein kontrollierter Verkauf notwendig – ist es sicher ein Nachteil für den Konsumenten, wenn er nicht wirklich weiß, wie hoch der THC-Wert ist.
Man stelle sich vor, man würde die gleiche Menge Bier wie Wein oder gar Schnaps trinken oder der Alkoholanteil wäre ständig schwankend. Die Prohibition von Cannabis verhindert hier den Verbraucherschutz und überlässt die Kontrolle einem Schwarzmarkt, der nicht zu kontrollieren ist. Zur Erinnerung: Wir sprechen von mindestens 4 Mio. regelmäßigen Konsumenten in Deutschland.
https://www.instagram.com/p/B8Y3nFvo4sL/?utm_source=ig_embed
Sehr geehrte Frau Ludwig, ich respektiere Ihre Meinung, würde aber gerne verstehen, wie Sie dazu kommen und warum Sie Fakten, Forschungsergebnisse und Zahlen (zum Teil auch noch fehlerhaft interpretiert) nur verwenden, wenn die in Ihre Agenda passen.
Ich würde gerne wissen, warum Sie sich in diesem Zusammenhang (neben den zahlreichen bereits vorhandenen internationalen) gegen eigene wissenschaftliche Studien und Modellprojekte aussprechen, wie diese in mehreren deutschen Bundesländern und Städten geplant waren bzw. sind.
Ich bitte Sie um eine Teilnahme an der Debatte und die ernsthafte Beantwortung dieser und der vorangegangen Fragen – auch die anderer User. Bitte ohne Textbausteine und ohne ausweichende Antworten.
Wenn Sie die Diskussion nicht interessiert oder diese Ihnen sogar lästig ist, lassen Sie mich das bitte wissen.
Mit freundlichen Grüßen
M. B.
Sehr geehrter Herr Becher,
ich freue mich, dass Sie meine Meinung respektieren. Gleiches kann ich nur zurückgeben.
Uns beiden dürfte klar sein, dass es zu diesem Thema unzählige Untersuchungen, wissenschaftliche Aufsätze und vermutlich noch mehr Zahlen gibt, als uns tatsächlich bekannt sind. Klar ist dabei auch, dass sich für jede Meinung problemlos auch eine entsprechende Studie finden lässt, die den jeweiligen Standpunkt untermauert. Sie scheinen sich sehr detailliert mit diesem Thema zu beschäftigen. Daher gehe ich davon aus, dass Ihnen alle Pro und Contra Argumente der Debatte bekannt sind, ohne dass diese einer Wiederholung bedürfen. Vermutlich wird es so sein, dass wir bei dieser Frage inhaltlich nicht zusammenfinden.
Mit freundlichen Grüßen
Daniela Ludwig