Frage an Daniel Freund von Matthias J. bezüglich Verkehr
Sehr geehrter Herr Freund,
die Regeln für die Zulassung von Fahrzeugen und Fahrzeug-Zubehör bzw. Tauschteilen werden auf EU-Ebene gemacht. Im Hinblick auf die Gesundheitsgefährdung durch Verkehrslärm ist erwiesen, dass einzelne besonders laute Fahrzeuge daran einen überproportionalen Anteil haben - Lärmpeaks verursachen deutlich stärkere krankmachenden Stress-Reaktionen als gleichmäßiges Rauschen. Daher wären strengere Zulassungskriterien deutlich wirksamer als Tempo 30. Schädlich ist auch der Trend zu immer noch größeren und schwereren Autos. Das Risiko für andere Verkehrsteilnehmer steigt erheblich. Auch ist erwiesen, dass die Schäden an Straßenbelägen und Brücken überproportional vom Achsgewicht abhängen. Zudem entstehen der Allgemeinheit unnötige Kosten für die Verbreiterung von Straßen und den Um- und Neubau von Parkhäusern.
Welche verkehrspolitischen Initiativen dürfen wir von Ihnen erwarten? Werden Sie sich dafür einsetzen, das leise Fahrzeuge wieder zügig durch unsere Orte fahren dürfen? Werden Sie dafür die Lärm-Obergrenzen von einzelnen Fahrzeugen senken und Ausnahmen für "Sport"-Wagen und Motoräder reduzieren? Werden Sie gegen die Poser-Szene vorgehen, denen es so richtig Spaß macht, ihre Mitmenschen mit satten Bässen, aggressivem Auspuffsound und Fehlzündungen zu beglücken? Wie wollen Sie den Trend zu unsinnig schweren, platzraubenden und übermotorisierten Privatfahrzeugen (SUV, Vans, Pickup-Trucks) in Innenstädten umkehren? Werden Sie restriktivere Regeln für Dienstfahrzeuge unterstützen, oder darf zukünftig weiterhin, um ein absurdes aber durchaus gängiges Extrembeispiel zu nennen, jeder in einer Innenstadt niedergelassene Zahnarzt einen schweren Geländewagen als Dienstwagen anmelden, weil er ja rein theoretisch auch mal als Notarzt zu einer Entbindung auf einen abgelegenen Hof ohne ausgebaute Zuwegung gerufen werden könnte?
Freundliche Grüße
Sehr geehrter Herr J.,
Vielen Dank für Ihre vielen Fragen.
Wir Grüne setzen uns glaube ich wie keine andere Partei für eine
Mobilitätswende ein. Wir wollen möglichst viele Leute vom Auto auf die
Schiene, in Busse oder am besten auf das Fahrrad bekommen. Das löst eine
ganze Reihe von Problemen auf einmal: weniger Klimabelastung, weniger
lokale Verschmutzung, weniger Stau, weniger Platzverschwendung für
Parkplätze (gerade für SUVs), bessere Gesundheit (beim Radfahren), weniger
Unfälle und natürlich - da bin ich ganz bei Ihnen - auch weniger Lärm.
Bei der Geschwindigkeit im innerstädtischen Verkehr kommt es glaube ich
sehr auf die lokalen Begebenheit an. Dabei müssen wir zuvorderst natürlich
die Sicherheit beachten. Faktoren wie Klima- oder Lärmschutz spielen dabei
ja häufig dann weniger eine Rolle. Das ist aber sowieso nicht wirklich eine
Frage für die EU sondern soll natürlich in den Städten und Gemeinden vor
Ort geklärt werden wo und wie schnell Autos fahren.
Nachhaltige Mobilität kann nicht heissen, dass wir in Zukunft jeder einzeln
mit einem 3 Tonnen SUV (selbst wenn elektrisch betrieben) in die
Innenstädte fahren.
Ich hoffe ich konnte Ihnen mit den Antworten weiterhelfen. Ansonsten stehe
ich für Rückfragen natürlich jederzeit zur Verfügung.
Mit freundlichem Gruß,
Daniel Freund