Frage an Dagmar Enkelmann von Dorian R. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrte Frau Dr. Enkelmann,
vor einigen Tagen fand ich einen kleinen "Steckbrief" von Ihnen, in dem Sie unter anderem Che Guevara als eines Ihrer früheren Vorbilder bezeichneten. Sehen Sie das heute genau so? Was sagen Sie zu den Anschuldigen, wie zum Beispiel, dass Che Guevara Konzentrationslager auf Kuba errichten ließ, in denen er Systemgegner menschenunwürdig arbeiten ließ? Falls Sie genauer wissen wollen, was ich meine, können Sie bei Google den Suchbegriff "Ciao Guevara" eingeben.
Mit freundlichen Grüßen
Dorian Rudinac
Sehr geehrter Herr Rudinac,
zunächst möchte ich mich bei Ihnen herzlich für Ihre Frage bedanken. Che Guevara gehörte für mich, wie für viele andere meiner Generation, zu den Personen des politischen Geschehens, die Geschichte geschrieben haben. Und ich denke, dass kann man auch heute noch sagen. Dass Che Guevara auch für mich zu den historischen Symbolen gegen Unterdrückung und für die Befreiung des Menschen steht, hängt nicht zuletzt auch mit der Sozialisation und den historischen Ereignissen in meiner Jugend zusammen. Wir erlebten den Krieg, den die USA in Vietnam führten, als etwas zutiefst Grausames, Verbrecherisches. Dazu stehe ich auch heute noch. Daher hegten wir eine große Sympathie mit Bestrebungen in vielen Ländern, sich gegen eine imperialistische Politik der USA zur Wehr zu setzen. Auch viele Menschen in der DDR teilten diese Sympathie - auch ohne Aufforderung durch die SED. Kuba und die Kubanische Revolution gehörten dabei einfach dazu. Che Guevara war Revolutionär. Ob in Kuba eine Revolution unumgänglich war oder nicht, dazu kann man geteilter Meinung sein. Ich bin zwar keine Revolutionärin und die DIE LINKE ist keine revolutionäre Partei, dennoch stehe ich und meine Partei ebenso wie Che Guevara auf Seiten derer, die in der Gesellschaft benachteiligt und unterdrückt werden.
Mit freundlichen Grüßen
Dagmar Enkelmann