Frage an Dagmar Enkelmann von Wolfgang B. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrte Frau Dr. Enkelmann,
ich habe Sie gestern bei Anne Will zeitweise gesehen und gehört. Ihre Äußerungen und Ansichten haben mich besonders nachdenklich gemacht. Ich denke es wäre besser gewesen, wenn die Bevölkerund der DDR nach der Wende die Gelegenheit erhalten hätte, sich aus eigener Kraft neu zu gestalten, so wie es andere ehemalige Ostblockstaaten ebenfalls mußten. Ich denke, dann wäre für beide Seiten vieles anders und besser geworden.
Sehr geehrter Herr Bergeest,
für Ihre Reaktion auf meinen Auftritt bei der Talksendung danke ich Ihnen herzlich.
Ich stimme Ihnen zu: Es wäre sicher besser gewesen, wenn die Bevölkerung der DDR mehr Zeit gehabt hätte, den Übergang in die Marktwirtschaft aus eigener Kraft zu gestalten. Entsprechende Vorschläge zu einer zeitweisen Konförderation beider deutscher Staaten oder zu einem Lastenausgleich für die DDR (als Ausgleich für die höheren Reparationszahlungen der DDR nach dem II. Weltkrieg) gab es auch.
Als Mitglied der letzten DDR-Volkskammer habe ich selbst an vielen Gesetzen mitgearbeitet, die Übergangsregelungen z.B. für ein neues Arbeitsgesetzbuch, ein Strafgesetzbuch, für Joint-Venture-Unternehmen und vieles andere mehr beinhalteten. Leider hat die Entscheidung der Mehrheit für einen Beitritt der DDR vieles davon quasi über Nacht zunichte gemacht.
Die steten, auch in der Sendung vorgebrachten Hinweise, die DDR sei angeblich pleite gewesen, und deswegen hätte man alternativlos den schnellen Weg der Einheit gehen müssen, gehen meiner Ansicht nach von einem Denkfehler aus: Gerade wenn man weiß, dass ein Land große wirtschaftliche Probleme hat, ist es falsch, das Land ungeschützt und ohne Übergang der harten nationalen wie internationalen Konkurrenz auszusetzen. Das wurde in den anderen Staaten des ehemaligen Ostblocks besser berücksichtigt. Leider wurde in Deutschland die für alle Bürgerinnen und Bürger - in Ost wie in West - teuerste Variante der Einheit gewählt, und noch heute dienen die so geschaffenen Kosten der Einheit dazu, um in Ost wie West Ressentiments zu bedienen. Ich denke, dies sollten wir nicht länger zulassen.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Dagmar Enkelmann
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