Frage an Dagmar Enkelmann von Jürgen S. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrte Frau Dr. Enkelmann,
vielen Dank für Ihre interessante Antwort.
Zunächst möchte ich Ihnen mitteilen, dass ich mich über Ihre Distanzierung von den im Namen des Kommunismus begangenen Verbrechen freue.
Ihrer Antwort kann ich also entnehmen, dass Sie sich deshalb nicht dem "antitotalitärem Weltbild" anschließen können, weil dies nach Ihrer Auffassung einer Gleichsetzung von kommunistischen mit nationalsozialistischen Verbrechen entsprechen würde.
Diese Haltung basiert auf einem historischen Blickwinkel, der bei Ihnen selbstverständlich nahe liegt.
Ich frage Sie aber, wie sich gegenwärtige diktatorische Staaten und totalitäre politische Erscheinungen (z.B. politischer Islamismus, Gottesstaat Iran, arabische und afrikanische Diktaturen, Militärregime in Burma) auf Grundlage eines rein "antifaschisten Weltbildes" einordnen lassen?
Mit freundlichen Grüßen,
Jürgen Saalfeld
Sehr geehrter Herr Saalfeld,
zunächst möchte ich klarstellen, dass ich keineswegs – wie Sie mir unterstellen - behauptet habe, die von mir abgelehnten Verbrechen seien „im Namen des Kommunismus“ begangen worden. Ich halte das, was unter Stalin in der Sowjetunion stattfand, für das glatte Gegenteil dessen, was Kommunismus sein könnte.
Wie ich Ihnen schon in der ersten Antwort mitgeteilt habe, lehne ich die von Ihnen vorgenommene Einordnung von Staaten und politischen Erscheinungen nach den Kriterien „diktatorisch“ und/oder „totalitär“ ab. Dies ist eine zu vereinfachende Sicht auf die Dinge, die leicht dazu verführt, wir Deutsche müssten anderen Völkern, möglicherweise mit Gewalt und Militär beibringen, wie sie zu leben haben.
Man muss sich jedes Land schon konkret anschauen – wie es dort um Demokratie, Menschenrechte, Gerechtigkeit und andere soziale Kriterien bestellt ist – um zu einem fundierten und differenzierten Urteil zu gelangen. Mein Weltbild ist dabei nicht nur antifaschistisch geprägt, sondern ich lehne auch jede Form von Diskriminierung aufgrund einer Hautfarbe, einer Religionszugehörigkeit, Behinderung oder geschlechtlichen Orientierung ab.
MdB Dr. Dagmar Enkelmann