Frage an Dagmar Enkelmann von Thomas S. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrte Frau Dr. Enkelmann,
in ihrem Lebenslauf auf ihrer Homepage geben sie von 1985 bis 1989 eine "Aspirantur auf dem Gebiet der Jugendforschung" an. Dazu hätte ich einige Fragen:
1. Ist diese Aspirantur die Grundlage des von Ihnen geführten Doktortitels?
2. Bewerten sie diese Aspirantur unter heutigen Gesichtspunkten als unabhängige wissenschaftliche Arbeit?
3. Inwieweit konnten sie DDR-Staatspropaganda aus diesem Werk heraushalten?
4. Wo kann man diese Arbeit nachlesen?
Herzlichen Dank für ihre Antwort!
Sehr geehrter Herr Schmidt,
ja, meine Aspirantur auf dem Gebiet der Jugendforschung von 1985 bis 1989 war die Grundlage, um 1989 den Doktortitel zu erhalten. Gewissermaßen als „Zwischenschritt“ erwarb ich 1987 ein Diplom als Gesellschaftswissenschaftlerin.
Unter heutigen Gesichtspunkten kann man die Arbeit sicher nicht als gänzlich unabhängig betrachten, jedenfalls nicht zum Ende hin. 1985 begann ich die Aspirantur am Forschungsbereich Jugend, der relativ unabhängig an der Akademie arbeiten konnte, keinem Institut der Akademie zugeordnet war und eng mit dem renommierten Zentralinstitut für Jugendforschung Leipzig zusammenarbeitete. Erst 1987 wurde der Forschungsbereich in das Institut für Wissenschaftlichen Kommunismus eingeordnet und stand von da an unter stärkerer Beachtung und Kontrolle.
Ich glaube, auf gesellschaftswissenschaftlichem Gebiet wird es kaum eine Arbeit geben, die ohne ein Mindestmaß an „sozialistischer Lyrik“ auskam. Wie auf anderen Gebieten in der DDR – Kunst, Kultur, Medien – war das auch ein Weg, um gerade kritische Gedanken zu verpacken.
Ich bin gern bereit und habe dies auch schon getan, mich damit seriös und ernsthaft auseinanderzusetzen. Die Grenze des Zumutbaren ist aber deutlich überschritten, wenn Arbeiten wie die meine auf eine Stufe gestellt werden sollen mit der eines Ex-Ministers - einem nachgewiesenen Plagiator und offenkundigen Betrüger – mit dem Ziel, die Kritik an diesem mundtot zu machen. Dies erinnert mich doch sehr an mittelalterliche Hexenjagd.
Nachlesen kann man meine Arbeit möglicherweise in einigen großen Bibliotheken. Dorthin sind meines Wissens einige Exemplare gegangen. Überprüft habe ich das aber nicht.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Dagmar Enkelmann