Frage an Cornelia Pieper von Heidi L. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrte Frau Pieper,
Sachsen-Anhalt bildet bundesweit die Spitze bei den Schulabbrechern, also Schülern, die ohne Abschluss der Klasse 8!, die Schule verlassen. Im Durchschnitt mehr als 12%. Halten Sie mich für nostalgisch - und ich quäle mich fast es zu schreiben - aber so etwas hätte es in der DDR nicht gegeben. Wir haben in internationalen Vergleichen immer super abgeschnitten.
Worin sehen Sie die Ursachen?
Sehr geehrte Frau Laber,
ich bin seit Jahren ebenso besorgt wie Sie über die sehr negativen und auch traurigen Zahlen, die uns erreichen, wenn es um die hohe Zahl von Schülerinnen und Schülern geht, die eine Schule ohne Abschluss verlassen. Da gibt es bundesweit Probleme, in Sachsen-Anhalt ist die so genannte Schulabbrecherquote allerdings besonders hoch.
Zwar hatte die FDP im Land noch nie die politische Verantwortung im zuständigen Landesministerium, jedoch können uns diese Zahlen nicht gleichgültig lassen. Es stecken schließlich hinter diesen Zahlen junge Menschen, deren Leben ohne einen Schulabschluss bestimmt nicht einfacher wird. Man denke nur an die ohnehin oftmals schwierige Suche nach einem Ausbildungsplatz.
Die „neuesten Zahlen“, die nun einigen Zeitungen in Sachsen-Anhalt vorliegen, beruhen ja auf einem Gutachten, das das Kultusministerium in Auftrag gegeben hat und das, unter anderem auf Drängen der FDP, nun am 1. April dem zuständigen Landtagsausschuss vorgestellt werden soll. Ich kann nur sagen, auch ich bin auf dieses Gutachten gespannt. Selbst wenn man berücksichtigt, dass offenbar nur einige wenige Schulen ganz exorbitant über dem Durchschnitt der Schulabbrecherquote liegen, kann auch das kein befriedigendes Ergebnis sein.
Ich bin gespannt, was das gemeinsame Programm der EU und des Landes für mehr Sozialarbeiter bringt. Sicherlich können einige Schulen bzw. Schüler davon profitieren. Allerdings bin ich mir auch sicher, dass wir Bildung an sich komplett neu denken müssen, um langfristig nachhaltig etwas gegen „Bildungsversagen“ und für Bildungserfolg erreichen zu können. Das ist meiner Ansicht nach der Dreh- und Angelpunkt, den man sich vergegenwärtigen muss. Deswegen muss die Verbesserung der Qualität aller Bildungseinrichtungen durch mehr individuelle Förderung, mehr Eigenständigkeit und Wettbewerb, aber durch eine bessere Ausstattung Priorität haben. Um die soziale Selektivität im deutschen Bildungssystem aufzuheben, muss die Durchlässigkeit in alle Bildungsbereiche ermöglicht werden, darin besteht mittlerweile Einigkeit über fast alle Parteigrenzen hinweg.
Ich bin deswegen für eine vielfältige Bildungslandschaft, damit die Talente und Begabungen jedes Schülers und jeder Schülerin zum Tragen kommen. Eigenverantwortliche Schulen brauchen keine starren Lehrpläne mehr, sondern. Sie brauchen aber klare national gültige Bildungsziele. Das Lernen zu erlernen, vernetzendes Denken und die Fähigkeit zur Unterscheidung von Wichtigem und Unwichtigem und die Bereitschaft zu lebenslangem Lernen sind die zentralen Anforderungen der sich schnell wandelnden Arbeitswelt.
Der Bericht des Kultusministeriums wird hoffentlich zur Aufklärung beitragen können bzw. wir sollten hoffen, dass die Landesregierung die notwendigen Konsequenzen daraus zieht.
Mit besten Grüßen
Ihre
Cornelia Pieper