Frage an Cornelia Pieper von Jonathan S. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen
Sehr geehrte Frau Pieper,
vielen Dank für Ihre Antwort auf meine Frage ( http://www.abgeordnetenwatch.de/frage-575-37869--f316520.html#q316520 ), die mein Wissensbedürfnis allerdings noch nicht vollständig befriedigt hat. Die Auffassung, der Begriff "Völkermord" könne auf Ereignisse vor 1948 keine Anwendung finden, kann ich nicht nachvollziehen. Das ist in meinen Augen so, als wollte man sagen, vor der Erfindung des Energiebegriffs habe es keine Energie gegeben. Oder, um eine juristische Analogie zu ziehen: Vor Einführung des StGB habe es in Deutschland keine Morde gegeben.
Deswegen möchte ich meine Frage noch einmal präzisieren: Sind Sie der Auffassung, dass die Anfang des 20. Jahrhunderts an der namibischen Bevölkerung begangenen Verbrechen der deutschen Streitkräfte als Völkermord zu bezeichnen wären, wenn dieser Begriff seinerzeit schon existiert hätte?
Ihre Antwort wirft auch noch eine weitere Frage bei mir auf: Warum vermeiden Sie und die Bundesregierung, Entschädigungszahlungen an Vertreter der entsprechenden namibischen Volksgruppen vorzunehmen? Wenn doch Sie und die Bundesregierung eine Schuld dadurch anerkennen, dass Sie von besonderer "historischer und moralischer Verantwortung" sprechen?
Vielen Dank für Ihre Mühen,
Jonathan Scholbach