Frage an Cornelia Behm von Michael v. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Sehr geehrte Frau Behm,
die Drucksache 601/07 (VO zum Schutz gegen die Geflügelpest) beinhaltet die Lizenz zur Daueraufstallung. Gerade in der daueraufgestallten industriellen Massentierhaltung, die angeblich hermetisch abgeriegelt ist und damit einen Vogelgrippeeintrag verhindert, bricht ständig die Vogelgrippe aus. Die Massentierhaltung mit ihrem hohen Vogelgrippeviruspotenzial gefährdet die Freilandhaltung. Anstatt die Tiere der Freilandhaltung zu schützen, sieht man in der Drucksache 601/07 eine kategorische Einstallung vor. Ausnahmen kann nur die "göttliche" Instanz des Amtstierarztes gewähren. Wie ausnahmefeindlich Amtstierärzte arbeiten, haben die Züchter von Geflügel in argerechter Haltungsweise in den letzten zwei Jahren leidvoll erfahren müssen. Was werden sie tun, damit diese Verordnung verhindert wird? Was werden Sie tun, damit aus der Massentierhaltung kein Virus mehr entkommt, der die artgerechte Freilandhaltung gefährdet?
Beste Grüße
Michael v. Lüttwitz
Sehr geehrter Herr von Lüttwitz,
mit der Geflügelpestverordnung hat der Bundesrat die verfehlte Vogelgrippe-Politik der schwarz-roten Koalition festgeschrieben. Dies konnten wir als Oppositionspartei leider nicht verhindern. Diese gefährdet zu Unrecht den Fortbestand der Geflügelfreilandhaltung und trägt wenig zur Aufklärung der tatsächlichen Verbreitungswege der Vogelgrippe bei. Deshalb fordern BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eine grundlegende Neuausrichtung der Politik der Vogelgrippe-Bekämpfung:
Impfen statt töten: Während unsere Nachbarländer Frankreich und die Niederlande schon lange erfolgreich gegen Vogelgrippe impfen, hält die Bundesregierung an ihrem strikten Anti-Impf-Kurs fest. Demgegenüber fordern wir, Geflügelhaltern das Impfen auch in Deutschland auf freiwilliger Basis zu ermöglichen.
Aufhebung der allgemeinen Stallpflicht: Damit Freilandhaltung in Deutschland weiterhin möglich bleibt, wollen wir die Aufhebung der allgemeinen Stallpflicht und eine Beschrän-kung der Stallpflicht auf Risikogebiete. Die Stallpflicht suggeriert, dass vor allem Freilandbeständen von der Vogelgrippe bedroht sind. Dabei hat inzwischen selbst die FAO erkannt, dass bei der Verbreitung der Vogelgrippe Massentierhaltung und Handel eine bedeutende Rolle spielen.
Nein zur Massentierhaltung: Nahezu alle Ausbrüche der Vogelgrippe finden in intensiven Stallhaltungen statt. Infektionsereignisse haben dort die Keulung von zehntausenden Tieren zur Folge. Trotzdem fördert die Bundesregierunge die Massentierhaltung, z.B. durch die Wiedereinführung der Käfighaltung. Wir Grüne wollen Alternativen zur Massentierhaltung stärken und fordern, dass die Rolle der Intensivtierhaltung beim Vogelgrippegeschehen kritisch durchleuchtet und
Mehr Grundlagenforschung zur Ausbreitung der Vogelgrippe: Über die Ausbreitungswege der Vogelgrippe ist immer noch viel zu wenig bekannt. In umfassenden Untersuchungen müssen die Ansteckungswege der europäischen Vogelgrippefälle nachvollzogen werden. Nur auf dieser Grundlage können effiziente Schutzmaßnahmen gegen eine weitere Verbreitung des Virus getroffen werden.
Freundliche Grüße
Cornelia Behm
Agrarpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN