Frage an Clemens Rostock von Margareta K. bezüglich Familie
Sehr geehrter Herr Rostock,
seit ca. 45 Jahren identifiziere ich mich mit der grünen Bewegung, damals haben wir den Bauplatz in Wyhl am Kaiserstuhl besetzt, ein KKW verhindert und die "Volkshochschule Wyhler Wald gegründet", mit die Geburtsstunde der Grünen. Meine Freude, dass die Grünen jetzt auch in der Brandenburgischen Landesregierung sind, ist groß! Als Koalitionspartner der SPD wende ich mich heute mit meiner Empörung über die Äußerung von Herrn Jörg Steinbach in der gestrigen rbb Talkshow an Sie. In Bezug auf die Corona bedingte Betreuung der Kinder zu Hause hat er gesagt, dass "er hoffe, dass die Eltern ihre Kinder mal wieder richtig kennengelernt haben"! Dies ist inakzeptabel und zutiefst beleidigend!! Hinzu kommt die Bagatellisierung der derzeitigen Belastungen durch Home-Office parallel zu Home-Schooling usw. Er sagte die Situation sei "nur 14 Tage länger als die Sommerferien, das ist noch kein Wahnsinns-Ausnahmezustand". Wer so spricht hat im besten Fall keine Ahnung, was da in den Familien gerade für ein Stress und Existenzängste herrschen. Als Psychotherapeutin glaube ich, das beurteilen zu können. Dass in der jetzigen Situation der Wunsch der Eltern und insbesondere die Frauen nach einer finanziellen Unterstützung so diffamiert und abgewertet wird, ist unerträglich.
Ich verlange eine klare Distanzierung von diesen Aussagen durch die Grünen! Zusätzlich ist ein Richtigstellung/Entschuldigung oder Ähnliches von unserer Landesregierung unerläßlich.
Mit freundlichen Grüßen
D. M. K.
Sehr geehrte Frau Kampmann-Schwantes,
Erst einmal muss ich mich für die späte Antwort entschuldigen! Der Grund der Entschuldigung hat aber auch etwas mit ihrem Anliegen zu tun: Ich habe drei Kinder, davon zwei im Schul- und eines im Kita-Alter. Meine Frau und ich hatten also drei Kinder zu Hause und mussten zwei davon „beschulen“. Bei mir ist sehr viel aus dieser Zeit liegen geblieben. Und Sie können mir glauben: die damaligen Aussagen des Wirtschaftsministers haben auch mich empört und das habe ich ihm gegenüber auch deutlich gesagt.
Wir haben erlebt, wie Corona Familien vor extreme Herausforderungen gestellt hat und wie konservative Rollenbilder wieder nach vorne traten. Und auch die Kinder haben gelitten, konnten sie doch ihre Freundinnen und Freunde nicht treffen und konnten kaum vor die Haustür, ganz zu schweigen von den sozialen Verwerfungen uvm.
Ich kann Ihnen also versichern, dass sowohl ich persönlich, als auch unsere Fraktion als Ganzes ebenso schockiert war(en), wie Sie es waren und dass wir das dem Minister auch klar gesagt haben. Er hat seine Aussagen nach sehr vielen Rückmeldungen auch bereut. Die Aussagen haben wohl mehr über ihn ausgesagt, als über die Eltern, über die er sprach.
Ich hoffe Sie sind gut durch die Zeit gekommen, ich hoffe ich habe Ihr Anliegen zufrieden stellend beantwortet und freue mich über weitere Fragen und Anregungen!
Mit freundlichen Grüßen
Clemens Rostock