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Frage von Jürgen M. •

Frage an Clemens Bollen von Jürgen M. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Sehr geehrter Herr Bollen,

ich möchte an dieser Stelle einmal Ihre und die Position der SPD zum Thema Befristung von Arbeitsverhältnissen erfahren. Insgesamt erscheinen mir die Kommentare der SPD bisher etwas schwammig. Ich bin nämlich der Überzeugung, dass Unternehmen Arbeitnehmer mehr und mehr zum Puffer für Kapazitätsschwankungen werden lassen und die Praxis beinahe jede Neueinstellung zu befristen den Arbeitnehmern vor allem Unsicherheit hinsichtlich ihrer persönlichen und wirtschaflichen Situation eingebracht hat . Meine Befristung und die vieler Kollegen bei einem großen Unternehmen laufen jetzt nach 2 Jahren "sang und klanglos" ohne Abfindung oder "Auffangen" aus, obwohl vielen eine gute Perspektive versprochen wurde und ich daraufhin meinen Wohnort gerade gewechselt habe. Ich habe bereits eine neue Stelle gefunden - natürlich befristet - die Kollegen hatten bisher leider weniger Glück.

Was genau tut die SPD, um den Arbeitgebern das Abwältzen des Unternehmerrisikos auf die neuen Mitarbeiter zu erschweren und den Arbeitnehmern hier mehr Rechte und Planungssicherheit zu geben?

Ich würde mich freuen, von Ihnen zu hören.

Jürgen Massmann

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Massmann,

vielen Dank für Ihre Frage zum Thema befristete Arbeitsverhältnisse.

Es in der Tat so, dass sich in den vergangenen 10 Jahren die Anzahl an befristeten Arbeitsverhältnisse in Deutschland mehr als verdoppelt hat. Es ist zu unterscheiden, ob es sich bei dem jeweiligen Arbeitsplatz um eine neue Stelle handelt, oder ob ein Unternehmen kontinuierlich unbefristete Arbeitsverhältnisse in befristete umbaut. Wenn durch eine befristete Stelle ein neuer Arbeitsplatz geschaffen wird, dann ist das natürlich zu begrüßen. Arbeitnehmer wird so die Chance geboten aus der Arbeitslosigkeit in ein reguläres Beschäftigungsverhältnis zu kommen.

Neben diesen Auswirkungen von befristeten Arbeitsverträgen gibt es jedoch eine immer größere Anzahl an Unternehmen, die versuchen mit Zeitarbeitsverträgen oder Kurzzeitverträgen die Lohnkosten zu senken. Hier brauchen wir bessere gesetzliche Regelungen, die eine Verlagerung von unbefristeten Arbeitsplätzen aufhalten. Ein gesetzlicher Mindestlohn im Zeitarbeitsgewerbe wäre der erste Schritt zu einer Verbesserung der Situation für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.
Es muss auch deutlich gemacht werden, dass Arbeitnehmer mit befristeten Verträgen dem Unternehmen letztendlich weniger bringen. Nur wer eine langfristige Perspektive in einem Betrieb sieht, kann auch entsprechende Leistungen abrufen.
Zudem werden Arbeitnehmer dadurch von tariflichen wie auch gesetzlichen Rechten ausgeschlossen, da sie bestimmte Beschäftigungszeiten einfach nicht erfüllen. Außerdem leben, wie Sie selbst schildern, diese Arbeitnehmer mit der ständigen Ungewissheit, ob ihr Vertrag auch verlängert wird. Das trifft besonders jüngere Arbeitnehmer, für die langfristige Planungen wie zum Beispiel eine Familiengründung oder ein Eigentumserwerb so ins Hintertreffen geraten. Deshalb plädiere ich für eine Einschränkung der Befristungspraxis und eine Überprüfung der Entwicklung der Zeitarbeit. Zudem hoffe ich, dass wir in der großen Koalition hier noch eine Verbesserung der Arbeitnehmer erreichen

Mit freundlichen Grüßen
Clemens Bollen