Frage an Claudius Moseler von Martin D. bezüglich Bildung und Erziehung
Lieber Herr Moseler,
Bildungspolitik ist "Landerhoheit". Die Beschränkungen der Corona-Pandemie haben sehr deutlich gezeigt, dass das mitunter zu einem "Flickenteppich" ausgeartet ist. Sind Sie für die Beibehaltung des derzeitigen Föderalismus, insbesondere im Bereich der Bildungsgpolitik, oder treten Sie für eine Vereinheitlichung ein?
Sehr geehrter Herr D.,
bitte entschuldigen Sie die verspätete Antwort, die ich Ihnen aber nicht schuldig bleiben möchte:
Grundsätzlich bin ich der Auffassung, dass die Bildungspolitik auch weiterhin in der Länderhoheit verbleiben sollten. Der Föderalismus zeigt ganz deutlich, dass die einzelne Länder schon in der Lage sind eine gute Schul- und Bildungspolitikk zu gewährleisten, andere leider nicht. Angesichts der Corona-Pandemie hätte man sich trotzdem mehr einheitliches Handeln gewünscht. Andererseits lässt dies zu, dass in den Ländern auf die Infektionslage passgenau reagiert werden kann.
Wie sieht die ÖDP die Schulpolitik in Rheinland-Pfalz? Die ÖDP befürwortet das Angebot eines mehrgliedrigen, durchlässigen und inklusiven Schulsystems in allen Schularten (Realschulen Plus, Gymnasien, IGS), in welchem die ganzheitliche Entwicklung der Schülerinnen und Schüler ein vorrangiges Bildungsziel ist. Dazu ist eine ausreichende Zahl von Lehrkräften erforderlich, die sich nicht ausschließlich an den Schülerzahlen orientieren muss. In sogenannten sozialen Brennpunkten ist den dortigen Schulen eine wesentlich höhere Lehrpersonalstärke zuzubilligen. Dies alles hat das Land Rheinland-Pfalz bisher nicht bewerkstelligt, insbesondere auch mit Blick auf den Inklusionsauftrag. Dabei brauchen wir vor allem mehr Lehrerinnen und Lehrer mit regulären Arbeitsverträgen statt mit Kurzzeit- oder Kettenverträgen für Lehrerinnen und Lehrer. Die ÖDP fordert außerdem eine Begrenzung der Klassenstärke auf maximal 20 Schülerinnen und Schüler. Die ÖDP möchte ferner erreichen, dass mehr Schulsozialarbeiter und -psychologen zur Unterstützung der Lehrerinnen und Lehrer eingestellt werden. Darüber hinaus brauchen wir mit Blick auf die Digtalisierung auch mehr "IT-Hausmeister" an den Schulen.
Die ÖDP will moderne Schulen schaffen, die verstärkt praxisbezogen unterrichten und die Kinder und Jugendlichen auch in lebenspraktischen Dingen auf die Welt vorbereiten. Hierzu zählen z. B. Projektunterricht, Praktika und Unterrichtsinhalte wie etwa Ökologie, Umweltbildung, technisch-kreatives Grundwissen, soziales Verhalten, Gesundheit, Finanzen, Gärtnern und Kochen. Darüber hinaus hält die ÖDP an einem im Grundsatz leistungsorientierten Bild von Schule fest. Naturwissenschaftlich-technische Kenntnisse und Fertigkeiten sind für die zukünftige Arbeitswelt, aber auch und gerade für die Entwicklung von Lösungen für die drängenden Zukunftsfragen von überragender Bedeutung.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Claudius Moseler