Frage an Claudius Lieven von Ang K. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrter Herr Lieven,
Ich finde es sehr lobenswert, dass sie zu den Politikern gehören die zumindest die meisten Fragen beantworten, vielleicht habe ich auch Glück.
mein Sohn besucht zwar erst die 1. Klasse, übrigens einer Privatschule, weil das Bildungssystem in Hamburg dermaßen schlecht ist; aber er kommt irgendwann in eine weiterführende Schule.
Für welche Auswahl, die die Eltern dann haben sollen, setzen sie sich ein? Elitegymnasium und Resteschule?
Was mache ich wenn mein Sohn
a) nicht gut genug fürs Gymansium ist oder
b) nicht gut genug sein darf, da er aus einem sozial schwächeren Elternhaus kommt?
Bitte antworten Sie mir schnell, da diese Frage für mich sehr wahlentscheidend ist.
mfG
a.krogh
Sehr geehrte Ang Krogh,
gerne will ich ihnen ihrer Frage umgehend beantworten. Wie Sie vielleicht schon einmal gehört haben, wollen wir mit unserem Konzept "9 macht klug" ( www.9machtklug.de ) eine Schule, bei der die Kinder nicht mehr nach der 4. Klasse getrennt werden. Oft erfolgt nämlich die Auslese im gegliederten Schulsystem nach sozialer Herkunft, nicht nach Leistung und Leistungsmöglichkeiten. Heute sind die Prognosen für die schulische Entwicklung nach der 4. Klasse bei bis zu 40 Prozent der SchülerInnen nicht richtig. Zu viele Kinder landen weil sie MigrantInnen sind oder ihre Eltern arm sind auf der falschen Schule. Ein Zwei-Säulen-Modell, dass mit dem Fortbestand von Förder- und Sonderschulen wie in Sachsen ein Drei-Säulen-Modell ist, zementiert diese große Ungerechtigkeit. Damit entwickelt sich eine neue Form der Restschule und eine neue Dreigliedrigkeit. Statt die Kinder nach ihrem sozialen Status oder ihrer Herkunft zu sortieren müssen wir in alle Talente und Persönlichkeiten investieren. Daher fordert die GAL fordert mit dem Schulkonzept "9 macht klug" seit Jahren eine umfassende Reform der Schulen. Unser Ziel: Alle Schülerinnen und Schüler müssen individuell gefördert werden - niemand darf wegen seiner Herkunft oder seiner sozialen Situation ausgesondert werden. Die neue Schule muss daher leistungsstark und sozial gerecht sein.
Konsequenterweise geht es daher um die innere Schulreform in Bezug auf die Unterrichtsqualität und um die Entwicklung einer Schule für alle Kinder - von der Vorschule bis zur 9 Klasse. Wir wollen weg vom Lernen im Gleichschritt, bei dem alle in einer Klasse das Gleiche im gleichen Tempo lernen. Kinder sind sehr unterschiedlich und entwickeln sich auch ganz unterschiedlich. Wer mit Acht weniger gut schreibt, kann später immer noch einen Nobelpreis gewinnen. Doch das geht nur, wenn die Schule die SchülerIn unterstützt und nicht bei einem Formtief gleich aussortiert. Wie das geht, machen uns die Max-Brauer-Schule oder die Reformschule Winterhude vor. Dort orientiert sich das Unterrichtstempo nicht an den Langsamsten - jeder und jede lernt im eigenen Tempo. Davon profitieren auch die besonders Schnellen, denn in gemischten Gruppen wird auch besser voneinander gelernt. Der schwächere Schüler lernt viel besser vom Stärkeren. Und die Stärkere lernt dazu, wenn sie dem Schwächeren alles erklären. Um hinreichend Raum für individuelle Förderung zu bieten, wollen wir die Schule für alle als Ganztagsschule, in der in keiner Klasse mehr als 25 SchülerInnen sitzen. Unsere Schule für alle ist keine Einheitsschule. Im Gegenteil: Wir wollen die Autonomie der Schulen ausbauen; sie sollen unterschiedliche Profile entwickeln können. Dabei sind sie in eine regionale Schulentwicklung eingebunden, die gemeinsam mit allen Akteuren in der Region gestaltet wird. Dazu gehören neben den Eltern, LehrerInnen und SchülerInnen auch die Stadtteileinrichtungen, Sportvereine und nicht zuletzt die Betriebe. Den Weg zur Schule für alle können wir nur Schritt für Schritt vorangehen. Insgesamt wird der konsequente Umbau der Schulstrukturen in zwei Legislaturperioden erfolgen.
Wie ich erfahren habe, haben sie ihre Frage auch an andere Abgeordnete meiner Fraktion geschickt, eventuell erhalten sie von diesen gleichlautende Antworten.
Mit freundlichen Grüßen
Claudius Lieven MdHB