Frage an Claudia Winterstein von Georg W. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrte Frau Winterstein,
vor ca. 1 1/2 Jahren hatte die FDP-Fraktion im hannoverschen Stadtrat dafür plädiert, Kindertagesstätten rund um die Uhr einschließlich dem Wochenende zu öffnen, und dies u. a. damit begründet, dass berufstätigen Eltern so eine uneingeschränkte Berufstätigkeit ermöglicht werde.
Die Erzieherinnen und Erzieher in den Kindertagesstätten beurteilen ein solches Vorhaben überwiegend mit großer Skepsis!
Es ist nicht möglich einen geregelten Kindertagesstättenbetrieb mit festen Bezugspersonen, regelmäßigen Ritualen und konstanter Gruppenzusammensetzung zu gewährleisten, wenn Eltern ihre Kinder zu jeder beliebigen Tages- und Nachtzeit in die Kita bringen, je nach dem wie es ihr Arbeitgeber gerade von ihnen erwartet. Die o. g. Faktoren sind jedoch von elementarer Bedeutung für eine erfolgreiche Bildungs- und Erziehungsarbeit in den Kitas. Und dies um so mehr, als die Kitas ohnehin schon an der äußersten Belastungsgrenze arbeiten, wie nicht zuletzt der zurückliegende bundesweite Erzieherinnen- und Erzieherstreik oder die Kampagne "Kinder sind mehr Wert" der freien Wohlfahrtsverbände in Niedersachsen zeigen. Gleichzeitig ist es so, dass in den allermeisten niedersächsischen Kommunen nicht einmal für Eltern mit normalen Arbeitszeiten die Möglichkeit besteht, Vollzeit berufstätig zu sein.
Der vierstündige Kindergartenrechtsanspruch für über dreijährige bis zum Schuleintritt wird zwar mehr oder weniger von den meisten Kommunen erfüllt. Ein darüber hinaus gehendes Angebot wie Kindergarten-Ganztagsplätze, Krippen- und Hortplätze jedoch stellen nur wenige Kommunen bereit und wo dieses Angebot besteht, wird durch Kita-Gebühren und Mangelangebot vielen Kindern, besonders aus ärmeren und benachteiligten Familien, der Zugang erschwert bzw. verunmöglicht. Viele Kita-Eltern und solche, die es werden wollen, und auch ich möchten deshalb von Ihnen wissen, wie die Kommunen den Kita-Ausbau finanzieren sollen, während die FDP gleichzeitig Steuersenkungen fordert?
Sehr geehrter Herr Weil,
Kindertageseinrichtungen gehören zum Fundament des Bildungssystems. Die FDP fordert, dass jedes Kind als familienpolitische Leistung des Bundes einen Bildungs- und Betreuungsgutschein ab dem ersten vollendeten Lebensjahr erhält. Mit den Gutscheinen können die Eltern Bildungsangebote für ihre Kinder nutzen. Was die Finanzierung angeht, so muss man wissen, dass es zur Zeit 153 familienpolitische Leistungen im Umfang von jährlich 189 Mrd. Euro gibt. Wir wollen eine umfassende Wirkungsanalyse dieser Leistungen, um auf dieser Grundlage zu prüfen, wie familienpolitische Leistungen effizienter und zielgenauer eingesetzt werden können.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Claudia Winterstein