Frage an Clara Herrmann von Christoph W. bezüglich Raumordnung, Bau- und Wohnungswesen
Hallo Clara!
Was hältst du von dem Vorhaben, in der Nähe des Ostbahnhofs ein Riesenrad zu errichten? Begrüßt du es, lehnst du es ab?
Sehr geehrter Herr Weemeyer,
die Bezirksverordnetenversammlung hat mehrheitlich gegen die Stimmen der GRÜNEN für einen Bau des Riesenrades gestimmt. Auch ich persönlich lehne das geplanten Riesenrad aus folgenden Gründen ab:
Die Anschutz-Entertainment-Group, die am Ostbahnhof eine Arena baut, plant auf dem Areal zusätzlich ein Riesenrad und Entertainment Center mit Kasino, Theater, Kino und sonstigen Sport- und Freizeiteinrichtungen. Die Bezirksverordnetensammlung Friedrichshain-Kreuzberg hat mit den Stimmen von SPD, PDS, CDU und FDP für einen schnellen Bau des Riesenrades und des Entertainment Centers gestimmt, gegen die Stimmen der Grünen. Wir Grünen haben das Projekt aus städtebaulichen Gründen und wegen des zu erwartenden erhöhten Verkehrsaufkommens abgelehnt.
Das Riesenrad soll 1,5-3 Mio. BesucherInnen im Jahr anziehen, dies wird zu erheblichen Verkehrsbelastungen in den umliegenden Quartieren am Ostbahnhof und Warschauer Straßen führen. Durch die geplanten Bauvorhaben rund um den Ostbahnhof, die Arena, das Areal der Post und der Metro wird der Verkehr in den kommenden Jahren weiter zu nehmen, die Straßen dort können kaum weiteren Verkehr aufnehmen und wenn, dann nur zu Lasten der angrenzenden Wohnquartiere. Völlig unklar ist, welche Auswirkungen das Riesenrad auf die weitere städtebauliche Entwicklung des Spreeufers hat. Ursprünglich sind auf dem Anschutz-Areal neben Büros auch Wohnungen geplant. Ob dies nun auch so entwickelt werden kann, ist fraglich: wer möchte schon eine Wohnung neben einem "Kleine Las Vegas" kaufen oder mieten? Erfahrungen ähnlichen Großprojekten (Cargolifter oder die Chipfabrik in Frankfurt/ Oder)lehren, dass derartige Großprojekte nicht nur risikoreich sind und häufig scheitern, sondern zu Lasten der SteuerzahlerInnen gehen. Berlin kann und darf sich solche teurenExperimente nicht leisten. Auf welch tönernen Füßen dieses Projekt steht zeigt das Vorbild, das Riesenrad in London. In der 8-Millionen-EinwohnerInnen-Metropole London ist das dortige Riesenrad nach fünf Jahren Betrieb mit einem Schuldenberg von 313 Millionen US Dollar in den Konkurs geschlittert, obwohl es sogar 3,5 Mio BesucherInnen im Jahr hat. Wir Grünen unterstützen durchdachte Projekte, die die Interessen aller Beteiligten berücksichtigen und perspektivisch eine Zukunft haben. Dies ist mit dem Riesenrad eindeutig nicht der Fall. Aus diesen Gründen haben wir auch vor den BürgerInneninformationsveranstaltungen, die in den letzten Wochen am Postbahnhof statt gefunden haben, ein Informationsblatt verteilt und uns kritisch in die Diskussion eingebracht.
Mit freundlichen Grüßen,
Clara Herrmann