Frage an Clara Herrmann von Petra M. bezüglich Finanzen
Sehr geehrte Frau Herrmann,
Die Einnahmen der Übernachtungssteuer fließen anders als vorgesehen nun in den Landeshaushalt und müssen nicht zweckgebunden ausgegeben werden. Berlin wird u.a. damit beworben Europas Partyhauptstadt zu sein. In den betroffenen Stadtvierteln in denen sich die Angebote der Nachtökonomie konzentrieren, zeigen sich zunehmend Akzeptanzprobleme bei der dort lebenden Bevölkerung. Nutzungskonflikte die sich aus der Übernutzung der öffentlichen Räume ergeben, wie Störung der Nachtruhe, steigende Kriminalität, Drogenhandel, Verwahrlosung und Vermüllung.
In dem Kiez der Simon-Dach-Str. organisieren sich desswegen bereits seit Anfang 2000 die Einwohner in Bürgerinitiativen, um den negativen Auswüchsen in ihren Wohngebieten entgegen zu wirken. Das Land Berlin feiert hingegen weiterhin die steigenden Tourismuszahlen, ohne den negativen Begleiterscheinungen ernsthaft Rechnung zu tragen. Die Marketingstrategen von Visit Berlin sind sogar skrupellos genug, um selbst Negativäußerungen wie "Touris raus aus Kreuzberg" Umsatzsteigernd zu vermarkten (siehe „Die elfte Plage“ S. 53 von Peter Laudenbach).
In Folge dessen wächst der Unmut und es haben sich inzwischen 4 Bürgerinitiativen gebildet: "die Anrainer" für den Friedrichshainer Südkiez,"Stralau gegen Lärm", der "Wrangelkiezrat" und das "Kiezbürger" - aus dem Graefekiez, die nun verstärkt politisch aktiv werden, wie z.B. die aktuelle Petition "Konsequente Verfolgung des Drogenhandels" und auf kommunaler Ebene ihre Stimme erheben.
Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg hat deswegen bei der Senatsverwaltung für Finanzen Mittel in Höhe von 500.000 € beantragt. Finanziert werden sollten Maßnahmen und Projekte die dem Interessensausgleich von Anwohnern, Club- u. Gastronomiebetreibern sowie Besuchern dienen.
Warum hat der Hauptausschuss diesen Antrag des Bezirksamts Friedrichshain-Kreuzberg, Wirtschaftsförderung abgelehnt?
Mit freundlichen Grüßen -
Petra Markstein
Sehr geehrte Frau Markstein,
herzlichen Dank für Ihre Anfrage.
Zunächst einmal ist es natürlich richtig, dass nicht alle Berliner*innen vom Tourismus in dieser Stadt profitieren und es auch berechtigte Kritik von Bürger*innen gibt.
Wir setzen uns daher für einen nachhaltig verträglichen Tourismus ein und und sehen den Senat in der Pflicht, die Bezirke damit nicht allein zu lassen.
Es ist wichtig, dass Tourismus so gestaltet wird, dass er auch von den Menschen, die in Berlin leben, akzeptiert werden kann.
Im Übrigen verweise ich auf die Antwort meines Kollegen Jochen Esser:
http://www.abgeordnetenwatch.de/jochen_esser-652-46989--f453332.html
Bei weiteren Fragen können Sie sich gerne wieder an mich oder an meine Fraktionskolleg*innen wenden.
Mit freundlichen Grüßen,
Clara Herrmann