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Christoph Schnurr
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Frage von Hans M. •

Frage an Christoph Schnurr von Hans M. bezüglich Wirtschaft

Sehr geehrter Herr Schnurr,

wieso wird einerseits beim Atomausstieg in unerwartet schneller Weise auf die Mehrheitsmeinung der Bevölkerung Rücksicht genommen, bei der EU-Griechenlandhilfe aber nicht?

Eine Mehrheit der Bürger ist es Leid, Geld in ein Fass ohne Boden zu werfen.
Wie geht das eigentlich, wo doch Deutschland selbst mit 2000.000.000.000 Euro verschuldet ist?

Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.

Als Bürger finde ich es undemokratisch, dass keine der etablierten Parteien diese EU-kritische Haltung vertritt, sonder alle immer weiter zahlen ! Das müssen wir Bürger und unsere Kinder "ausbaden"!

MfG
Hans Müller

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Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr Müller,

die Staatsschuldenkrise in Europa stellt die Europäische Union vor ihre bislang schwierigste Aufgabe. Die FDP stellt sich dieser Aufgabe von Beginn an mit der nötigen Verantwortung gegenüber den Steuerzahlern in Deutschland, aber auch gegenüber dem europäischen Einigungsprozess und der EU insgesamt.

Für mich ist die Frage zentral, welche Konsequenzen die Alternative zu den bisherigen Stabilisierungsmaßnahmen der christlich-liberalen Koalition haben würden.

Die erste Folge einer ungeordneten Insolvenz eines Mitgliedsstaates wäre, dass Inhaber der entsprechenden Staatsanleihen diese Papiere abschreiben müssten. Dies würde Banken, Versicherungen, Rentenfonds und damit fast jeden Privatanleger insbesondere bei Fragen der Altersvorsorge treffen. Die zweite Folge wäre, dass der Kapitalmarkt bei bestimmten Staaten Kredite nur noch gegen erhebliche Zinsaufschläge zur Kompensation des Ausfallrisikos gewährt. Die Refinanzierung könnte für schwächere Staaten immer schwieriger werden. Die wäre möglicherweise eine Kaskade wirtschaftlich zusammenbrechender Staaten. Eine solche Kaskade würde wiederum die Banken, Versicherungen, Rentenfonds und damit hauptsächlich Privatanleger treffen.

Vor diesem Hintergrund erscheint der ernsthafte Versuch, einen in Schwierigkeiten geratenen Mitgliedsstaat zunächst zu stützen und ihm gleichzeitig eine Sanierungskur zur Erreichung gesunder Strukturen und damit dauerhafter eigener Stabilität angedeihen zu lassen, weitaus weniger risikoreich.

Solidarität ist jedoch keine Einbahnstraße. Wer Hilfe beansprucht, weil er seine strukturellen Hausaufgaben in der Vergangenheit liegen ließ, kann auf Solidarität anderer Staaten nur hoffen, wenn er seinerseits Solidität bei seinem Sanierungsprogramm zeigt. Deshalb haben wir als FDP durchgesetzt, dass vor jedweder Hilfsmaßnahme immer ein zwischen dem Mitgliedstaat und IWF, der Kommission und der EZB einvernehmlich ausgehandeltes Sanierungsprogramm stehen muss.

Aus meiner Sicht muss aber klar sein, dass es nicht fortgesetzte Hilfen für ein Land geben darf, falls sich herausstellen sollte, dass dieses seine Schulden nicht aus eigener Kraft wird zurückzahlen können. Hier kommt der Schuldentragfähigkeitsanalyse des Internationalen Währungsfonds eine entscheidende Bedeutung zu.

Weil bei aller Sensibilität der Finanzmärkte Risiko und Lasten gerecht verteilt sein müssen, setzt sich die FDP für eine angemessene Beteiligung privater Gläubiger im Falle einer Staatsinsolvenz ein. Hierfür gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, von denen es gilt, die für den Steuerzahler Bestmögliche zu ermitteln und einzusetzen.

Mit besten Grüßen nach Frankfurt

Christoph Schnurr