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Christoph Bergner
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Frage von Thomas J. •

Frage an Christoph Bergner von Thomas J. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen

Sehr geehrter Herr Dr. Bergner,

wie der Presse zu entnehmen ist, wird der Papst Benedikt XVI. im September 2011 Deutschland einen Staatsbesuch abstatten. Geplant ist auch eine Rede im Bundestag.

Sehen Sie den Besuch und die Rede im Bundestag von Herrn Ratzinger als die eines Papstes oder die eines Staatsoberhauptes an?

Welche Inhalte versprechen Sie sich von einer Rede Herrn Ratzingers?

Inwieweit sehen Sie durch den Bundestag die staatliche Neutralität bezüglich der Religionen und Weltanschauungen bei dabei von vornherein gewährleistet? Wie gedenken Sie diese durchzusetzen, um Verstöße, wie z.B. Missionierungsversuche zu vermeiden?

Inwiefern werden solche Positionen von Herrn Ratzinger in seiner Funktion als Kirchenoberhaupt und als Staatsoberhaupt, die unserem demokratischen Wertekonsens, widersprechen, von Ihnen, Ihrer Fraktion und Ihrer Partei in der Vorbereitung dieses Besuches und der Abwägung der Möglichkeit einer Rede mit einbezogen?

Als Beispiel führe ich die Positionen von Herrn Ratzinger zum Thema Gleichberechtigung der Geschlechter, Gleichberechtigung der Homosexualität, Religionsfreiheit und Achtung von nichtreligiösen Weltanschauungen, demokratische Grundprinzipien im Staatswesen, Freiheit von Wissenschaft und Forschung, Pressefreiheit, die Anerkennung einer offenen, pluralistischen Gesellschaft, die strafrechtliche Verfolgung von sexuellem Missbrauch und von Holocaustleugnern.

Der Kürze einer Anfrage angemessen, füge ich jetzt keine erforderliche Liste von Belegen an, bin natürlich bereit, diese zu liefern. Ich verweise gern auf das Buch von Alan Posener „Benedikts Kreuzzug. Der Angriff des Vatikans auf die moderne Gesellschaft“ Ullstein, 2009.

Teilen Sie die bestehende Kritik an einzelnen oder allen der genannten Positionen von Herrn Ratzinger zu den oben genannten Themen?

Wie gedenken Sie eine mögliche Kritik an Positionen von Herrn Ratzinger anzubringen?

Vielen Dank im Voraus für Ihre Antworten.

Mit freundlichen Grüßen

Thomas Jeschner

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Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr Jeschner,

entschuldigen Sie, daß ich erst heute zu Ihrer Anfrage vom 17. Dezember Stellung nehme. Bedingt durch meinen Weihnachtsurlaub habe ich eine größere Anzahl von Vorgängen zu bearbeiten, die während meiner Abwesenheit liegen geblieben sind.

Über die Frage, ob Staatsoberhäupter oder Vertreter des öffentliche Lebens zu gegebenen Anlässen ( z.B. Gedenktag für die Holocaustopfer, Jubiläen u.ä. ) vor dem deutschen Bundestag reden, entscheidet das Präsidium und der Ältestenrat unseres Parlamentes. Ich akzeptiere die in Rede stehende Einladung des Papstes schon deshalb, weil sie durch ein demokratisch gewähltes Gremium, eines demokratisch gewählten Parlamentes ergangen ist. Dabei ist es für mich nachrangig ob der Papst in diesem Zusammenhang protokollarisch als Staatsoberhaupt oder als Haupt der römisch-katholischen Kirche behandelt wird.

Meine Erwartungen gelten allerdings dem Oberhaupt einer Weltkirche mit etwa 1 Mrd. Mitgliedern ( davon etwa 25 Mio. in Deutschland ). Ich fände es recht provinziell einem solchen Repräsentanten die Rede zu verweigern, nur weil er bestimmte Meinungen vertritt. Natürlich ist in einer offenen Gesellschaft niemand gezwungen sich mit konkreten Positionen des Papstes und der katholischen Kirche zu identifizieren. Das ist schon deshalb nicht möglich, weil sie in der Regel aus dem Verständnis des christlichen Glaubens entwickelt wurden, zu dem sich beachtliche Teile unserer Gesellschaft nicht bekennen. Ebenso selbstverständlich ist die Kritik und der kritische Diskurs zu Aussagen des Papstes. Hier habe ich als evangelischer Christ auch Positionen, die ich ausdrücklich nicht mit ihm teile und auch innerhalb der katholischen Bewegung gibt es kritische Debatten auf der Grundlage gemeinsamer Glaubensüberzeugungen.

Vor dem Hintergrund dieser Feststellungen muß ich Sie nach Ihrem Verständnis von Toleranz fragen. Tolerant gegen Anderes sein heißt nicht, daß man es gut finden muß. Tolerieren heißt dulden, ertragen - im Respekt vor dem anderen Menschen und seiner Eigenständigkeit. Mit Verlaub, die Kommentare zu Ihren Anfragen bringen viel Intoleranz zum Ausdruck.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Christoph Bergner