Frage an Christine Scheel von Maria H. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Sehr geehrte Frau Scheel,
als langjährige Bewohnerin des Südbahnhofs und damit Nachbarin des Schlachthofs wüsste ich gerne, ob und was die Grünen gegen die Akkordarbeit in Schlachthäusern unternehmen werden?
Obwohl ich drei Straßen vom Schlachthof entfernt gewohnt habe, konnte ich doch regelmäßig die Tiere schreien hören, was wirklich sehr markerschütternd ist. Ich bin mir sicher, dass die Verhältnisse dort verbessert werden könnten, unter anderem, wenn die Schlachter nicht mehr pro Tier bezahlt werden.
Außerdem wüsste ich gerne, was die Grünen gegen die regelmäßigen Verstöße gegen das Tierschutzgesetz in der landwirtschaftlichen Tierhaltung unternehmen werden? Bekannermaßen werden an den Tieren routinemäßig betäubungslose Amputationen vorgenommen, die eigentlich nur in Einzelfällen erlaubt sind. Die Tiere sollen so den Haltungsbedingungen angepasst werden, statt umgekehrt.
Vielen Dank im Voraus und mit freundlichen Grüßen
Maria Hofmann
Sehr geehrte Frau Hofmann,
vielen Dank für Ihre Nachricht. Ich freue mich sehr, dass Ihnen Tierschutz am Herzen liegt. Wir Grüne setzen uns kontinuierlich dafür ein, die Bedingungen für Tierhaltung, Tierzucht, Transport und Schlachtung von sogenannten Nutztieren zu verbessern. Wie Sie sind wir der Meinung, dass das Töten von Tieren nicht im Akkord stattfinden darf. Ebenso sprechen wir uns gegen die Amputation (Schnäbel, Ringelschwänze, Ferkelkastration ohne Betäubung) aus. Sie sagen es ganz richtig: wir müssen die Haltungsbedingungen an die Tiere anpassen, nicht die Tiere an industrielle Haltungssysteme. Die derzeitige Rechtslage ist nach unserer Meinung an vielen Stellen nicht ausreichend, wie z.B. im Hinblick auf das mindestens vorgeschriebene Platzangebot für Masthähnchen. Hier sind bis zu 23 Tiere mit einem Gewicht bis 1,6 kg pro Quadratmeter erlaubt - viel zu wenig, das haben auch Studien gezeigt. Und auch die Amputation von Schnäbeln oder Ringelschwänzen sollte eigentlich die Ausnahme sein, die Realität sieht jedoch anders aus.
Unsere Forderungen können Sie in unserem Positionspapier nachlesen: http://www.gruene-bundestag.de/cms/agrar/dok/383/383560.nutztierhaltung_tiergerecht_gestalten.html
Im Bundestag setzen wir Grüne uns dafür ein, die Haltungs-, Transport- und Schlachtbedingungen zu verbessern. Leider werden wir hier immer wieder von der Regierungskoalition ausgebremst. Die Beispiele hierfür sind vielzählig. Unser Antrag "Intensive Nutztierhaltung überprüfen" ( http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/17/050/1705047.pdf ) wurde ebenso abgelehnt, wie der Antrag zur Kaninchenhaltung ( www.gruene-bundestag.de/cms/agrar/dok/344/344629.kaninchen_tiergerecht_halten.html ) oder zur Verbesserung der Transportbedingungen von Schlachttieren ( http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/17/054/1705491.pdf ). Derzeit arbeiten wir an einer Novelle des Tierschutzgesetzes, das nach der Sommerpause eingebracht werden soll.
Näheres dazu können Sie hier nachlesen: www.gruene-bundestag.de/cms/publikationen/dokbin/285/285954.reader_tierschutz_neu_denken_entwurf_ein.pdf.
Weitere Initiativen finden Sie auf unserer Homepage http://www.gruene-bundestag.de unter Themen - Tierschutz oder Agrar.
Herzliche Grüße,
Christine Scheel