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Christine Scheel
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Markus H. •

Frage an Christine Scheel von Markus H. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrte Frau Scheel!

Einige Fragen die mich beruflich interessieren und wichtig für mich sind um eine Entscheidung bei der Bundestagswahl für mich treffen zu können.

Welche Vorstellungen hat Ihre Partei zur Prävention und Gesundheitsförderung entwickelt und in welcher Rolle sehen Sie die professionelle Pflege?

Wie will Ihre Partei die Personalsituation von Pflegenden und Mitarbeitern im Gesundheitswesen verbessern?

Welche Möglichkeiten sieht Ihre Partei, dass sich die Personalbemessungen in allen Handlungsfeldern der Pflege zukünftig am realen Pflegebedarf der zu versorgenden
Klienten orientiert?

Mit welchen Maßnahmen will Ihre Partei dem absehbaren Pflegepersonalnotstand und der Unterversorgung der Pflegebedürftigen in Deutschland entgegenwirken?

Wird Ihre Partei die Errichtung von Pflegekammern in Deutschland unterstützen?

Mit freundlichen Grüßen
M.H.

Portrait von Christine Scheel
Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Höfler,

vielen Dank für Ihre Fragen.

Pflege ist für uns ein Jobmotor, in den wir gezielt investieren wollen. Pflegeberufe müssen attraktiver werden. Das schließt eine faire Bezahlung, Aufstiegsmöglichkeiten, die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie, mehr Zeit für die zwischenmenschliche Begegnung, einen besseren Personalschlüssel ein – bspw. durch die Schaffung eines Personalbemessungsverfahrens und dessen verpflichtender Umsetzung. Wir Grünen setzen uns für einen flächendeckenden Mindestlohn ein, der eine unterste Grenze gegen Lohndumping einzieht. Pflege darf auch nicht mehr auf ärztliche Assistenz reduziert werden. Pflegekräfte brauchen mehr Eigenständigkeit und Handlungskompetenzen sowie ein breiteres Angebot zur Fort- und Weiterbildung. Die Nachwuchsgewinnung wird in Zukunft wichtig sein und steht in engem Zusammenhang mit der Attraktivität des Pflegeberufs. Zudem muss dieses Arbeitsfeld Entlastung hinsichtlich der überbordenden Bürokratie erfahren.Unser Ziel ist ein individueller Pflege- und Hilfe-Mix aus bedarfsgerechten Angeboten, vom ehrenamtlichen Besuchsdienst, etc. bis zur professionellen Pflege. Nur durch ein derartiges Arrangement wird es uns möglich sein die kommenden demografischen Herausforderungen zu meistern und dies nicht zu Lasten Einzelner oder einer Berufsgruppe. Die Idee einer umfassenden berufsständischen Vertretungs- und Organisationsform für die Pflege wird von Bündnis 90/ Die Grünen bereits seit den frühen 1990er Jahren positiv diskutiert. Eine Pflegekammer ist dabei eine Ausgestaltungsoption. Die Einrichtung einer Kammer bedeutet aber auch die Pflichtmitgliedschaft, der wir grundsätzlich kritisch gegenüberstehen. Der Berufsstand muss hier selbst entscheiden, ob er durch eine solch übergeordnete Instanz mit all ihren Vor- und Nachteilen vertreten werden will oder nicht. Wir wollen ein Präventionsgesetz, das dafür sorgt, dass das Geld und die Strukturen bereit stellt, um den Menschen mehr Selbstbestimmung über ihre Gesundheit zu ermöglichen, bspw. im Bereich betrieblicher Gesundheitsförderung. Eine präventive Vorgehensweise verändert auch den Blick. Im Mittelpunkt steht eben nicht das vorliegende Defizit sondern die Ressourcen um deren Erhaltung es geht. Dieser Ansatz erfordert in der Pflege ein Umdenken und verändert auch die wahrzunehmenden Aufgaben der im Pflegebereich Tätigen.

Mit freundlichen Grüßen
i. A. Christian Staege