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Christine Kamm
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Frage von Josefine M. •

Frage an Christine Kamm von Josefine M. bezüglich Energie

Biogasanlagen

Liebe Christine Kamm,
es ist erfreulich, dass bei uns viele Bauern auf Biogas-Produktion eingestiegen sind. Mich stört, dass Biogasanlagen anscheinend nur im großen Stil rentabel sind. Gäbe es sinnvolle Möglichkeiten, Kleinanlagen, die nur die tatsächlich anfallende Gülle plus Abfälle aus der eigenen Landwirtschaft verarbeiten, besser zu fördern? Unter welchen Umständen wären diese rentabel?
Herzliche Grüße
Josefine Mader-Schedel

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Liebe Josefine Mader-Schedel,

in der Tat dienten kleinere Biomasseanlagen eher der Bestandssicherung landwirtschaftlicher Betriebe und entsprächen eher der mittelständischen Struktur unserer Landwirtschaft, sie passten sich besser in die Landschaft ein und verminderten auch den Anlieferverkehr.
Bei der Fortschreibung des EEG werden ab 1.1.2009 auch die Vergütungen für kleinere Anlagen insbesondere durch einen deutlich höheren Güllezuschlag wie bei den großen Anlagen etwas verbessert. Wenn man mehr zugunsten der kleineren Anlagen tun wollte, müsste man meiner Meinung nach die Grundvergütung um 1, oder 2 Cent höher setzen als bei den Großanlagen.

Kleinere Anlagen haben leider immer noch deutlich höhere Anlagenkosten im Verhältnis zu der geschaffenen Kapazität. Sie haben auch das Problem, dass häufig eine angemessene Nutzung der bei der Verstromung anfallenden Wärme nicht möglich ist, meist werden nur 10, allenfalls 20% der anfallenden Wärme für Heizzwecke genutzt. Dies haben sie mit großen Anlagen gemeinsam, die vor Ort verstromen: Biogasanlagen sind in der Regel nicht im Sieglungsgebiet durchsetzbar, und wo sie durchsetzbar sind, ist der Wärmebedarf gering. Ich würde insbesondere Großanlagen, die nur einen geringen Teil der anfallenden Wärme nutzen, überhaupt keinen KWK-Zuschlag mehr geben, bzw den KWK - Zuschlag nach der Intensität der Wärmeverwertung staffeln.

Besser ist die Wärmenutzung nur bei Anlagen, die das Gas vor Ort reinigen, in ein Netz einspeisen, und die Kraftwärmekopplung am Ort der Wärmenutzung stattfindet. Eine solche Technologie gälte es zu fördern und hier insbesondere auch Verbundlösungen für kleinere Produzenten voran zu treiben.

Im Bereich der nach dem EEG vergüteten Biomasseverstromung ist seit dem Inkrafttreten des neuen EEG 2004 eine besondere Dynamik zu verzeichnen. Die Stromerzeugung stieg von 5,2 Mrd. kWh in 2004 auf etwa 10,9 Mrd. kWh in 2006. Verantwortlich dafür ist insbesondere der starke Anstieg bei Biogasanlagen, deren elektrische Gesamtleistung sich von 2004 bis 2006 auf 1.000 MWel nahezu vervierfacht hat.
Ein großes Problem ist hierbei die Nutzung von Pflanzenöl: Sprunghaft angestiegen ist die installierte Leistung bei Pflanzenöl-BHKW von 12 MWel Mitte 2004 auf 237 MWel Ende 2006. Dabei wird in kleineren Anlagen hauptsächlich Rapsöl, in größeren Anlagen aber Palmöl als Brennstoff eingesetzt. Für den Ende 2006 installierten Anlagenbestand wird mit einem Palmölbedarf von 340.000 Tonnen jährlich gerechnet. Da für die Anlage von Palmölplantagen auch Tropenwald vernichtet wird, ist diese Entwicklung sehr problematisch. Energiepflanzenerzeugung stehen insbesondere in Ländern der dritten Welt in Konkurrenz mit der Produktion von Nahrungsmitteln.
Um dem Trend der steigenden Verwendung von Biomasse aus nicht-nachhaltigem Anbau entgegenzuwirken, sollte Palmöl und Sojaöl von der Inanspruchnahme des NawaRo-Bonus ausgeschlossen werden, Zertifizierungssysteme zum nachhaltigen Anbau dieser Energieträger sind reine Augenwischerei. Leider handelt hier Berlin nicht, sondern fordert nur von Brüssel eine Ermächtigungsgrundlage zum Erlass einer Verordnung über Nachhaltigkeitsanforderungen für die Erzeugung von nachwachsenden Rohstoffen.

Mit besten Grüßen

C h r i s t i n e K a m m, MdL
Landtagsfraktion B90/DIE GRÜNEN
Kommunal-, innen-, und wohnungspolitische Sprecherin