Portrait von Christina-Johanne Schröder
Christina-Johanne Schröder
Bündnis 90/Die Grünen
100 %
24 / 24 Fragen beantwortet
Frage von Lucas K. •

Fleischkonsum radikal verringern?

Sehr geehrte Frau Schröder,

ich frage mich, wann die Politik ehrlich damit anfängt aufzuzeigen, dass unser Konsum von Fleisch (und anderen tierischen Produkten) so nicht weitergehen kann? Es gibt eine Vielzahl von guten Alternativen, sodass ich glaube, dass man anfangen muss die Landwirtschaft radikal umzubauen. Wir müssen aus der Massentierhaltung aussteigen, um die Klimaziele zu erreichen. Im Vergleich zu anderen Bereichen ist dies sogar relativ schnell möglich, sodass ich hier ein enormes Potenzial sehe. Wenn man die Tierbestände halbieren würde und den Landwirten für Renaturierung oder nachhaltige Bewirtschaftung von Flächen Ausgleichszahlungen geben würde, wäre dies auf dieser Seite gut vermittelbar. Wie sehen Sie die Mittel, um Konsumenten zu einer pflanzlicheren Ernährung zu bewegen? Wäre es evtl. sinnvoll, dass an Kantinen vegane, vollwertige Alternativen Pflicht werden? Danke für eine Antwort.

Portrait von Christina-Johanne Schröder
Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr K.

vielen Dank für Ihre Frage. Sie haben recht - um die Klimaziele zu erreichen, müssen wir deutschlandweit den Konsum tierischer Produkte und ganz besonders Fleisch um rund die Hälfte reduzieren. Nun hält die Landwirtschaft aktuell ihre Sektorziele des Klimaschutzgesetzes ein und ist tatsächlich auf einem guten Weg. Deswegen geht es darum, die Akzeptanz von leckerer Gemüseküche, Sonntagsbraten statt Alltagsfleisch sowie Fleischersatzprodukten zu erhöhen und Landwirt*innen auf diesem Weg mitzunehmen. 

Der erste Schritt ist die staatliche Tierhaltungskennzeichnung, die langfristig jedes Produkt zieren wird, in denen tierische Bestandteile enthalten sind. Aktuell sind wir dabei die Hürden im Bau- und Emissionsrecht zu reduzieren um den Umbau möglich zu machen. Der Anteil von regionalen, pflanzenbasierten und ökologisch erzeugten Produkten soll erhöht werden. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) erarbeitet federführend bis 2023 eine Ernährungsstrategie der Bundesregierung zusammen mit Vertreter*innen aus Verbraucherschutz, Ernährungswirtschaft, Umwelt, Wissenschaft, Ländern, Kommunen und Zivilgesellschaft. Diese Strategie wird ernährungspolitische Ziele und Leitlinien vorgeben. Ein Ziel ist natürlich, dass grundsätzlich alle staatlichen Kantinen veganes Essen anbieten. Aktuell ist das bei uns im Bundestag nicht so - auch, wenn sich die Situation in den letzten Monaten verbessert hat. 

Ich halte es für zwingend notwendig die Landwirt*innen bei dieser Transformation mitzunehmen. Ohne die Produzent*innen von Lebensmitteln gibt es keine Ernährungswende. Das Ziel lautet daher: Weniger Tiere, dafür mehr Geld. Bundesminister Cem Özdemir setzt sich gerade für die Herkunftskennzeichnung in Brüssel ein. Denn nichts wäre kontraproduktiver, als Fleisch aus schlechter Tierhaltung nach Deutschland zu importieren.  

Ein weiteres "Problem" ist tatsächlich die Rohstoffversorgung. Viele Hersteller*innen von Fleischersatzprodukten mangelt es aktuell an landwirtschaftlichen Erzeugnissen, genfreiem Soja und anderen Eiweißpflanzen. 

Für Rückfragen stehe ich gerne zur Verfügung. 

Mit freundlichen Grüßen
Christina-Johanne Schröder

Was möchten Sie wissen von:
Portrait von Christina-Johanne Schröder
Christina-Johanne Schröder
Bündnis 90/Die Grünen