Wie stehen Sie zum derzeitigen Trend vieler Arbeitnehmer in Teilzeit zu arbeiten um mehr Zeit für persönliche Belange zu haben. Macht es einen Unterschied ob für Familie oder sich selbst?
Sehr geehrter Herr W.,
vielen Dank für Ihre Anfrage.
Im Wunsch von Mitarbeitern nach Teilzeit kann nicht bewertet und unterschieden werden, ob die Person freie Zeit für die eigene Selbstverwirklichung braucht (für Studium parallel zur Arbeit, Hobbys) oder ob diese Zeit für Belange der Familie aufgewendet werden soll (wie Kindererziehung und Pflege von Angehörigen).
Stand noch vor einigen Jahr das Streben nach einem Vollzeit-Job und einer Karriere mit guten Verdienst- und Aufstiegsmöglichkeiten im Vordergrund, so werden Work-Life-Balance, Forderungen nach Teilzeit und 4-Tage-Woche Beschäftigten zunehmend wichtiger. Die Bedeutung von Geld, Macht oder Status hat seine Anziehung eingebüßt. Das Angebot, in Teilzeit arbeiten zu können, ist gerade für junge Mütter eine gute Möglichkeit, auch mit Kinder weiterhin aktiv am Arbeitsleben teilnehmen zu können. Dadurch bleiben Möglichkeiten für Fort- und Weiterbildungen erhalten, Kontakte zum Arbeitgeber und zu Kollegen, weniger Abhängigkeit vom Partner oder finanzieller Unterstützung von Ämtern usw.
Trotzdem ist es von Bedeutung, sich die Auswirkungen reduzierter Arbeitszeit für den Arbeitgeber und die Gesellschaft anzuschauen.
In vielen Fällen passt Teilzeit nicht zu einer höheren und verantwortungsvollen Tätigkeit, das heißt Führungspositionen sind selten als Teilzeitoption ausgeschrieben. Andererseits herrscht bei der Betreuung von Kindern in Deutschland immer noch ein Notstand, so dass viele Eltern, meistens Mütter, keine Möglichkeit haben, trotz Kind in Vollzeit arbeiten zu können. Teilzeit bringt nicht nur freie Zeit mit sich, sondern auch ein niedrigeres Einkommen mit später geringeren Rentenansprüchen und es können weniger Steuern und Abgaben geleistet werden. Aufgrund des geringeren Verdienstes hat man weniger Kaufkraft, um neben den Gütern des täglichen Bedarfes auch Konsumgüter zu erwerben.
Mit weniger Arbeitszeit besteht auch weniger Produktivität, wobei eine wachsende oder mindestens gleichbleibende Produktivität ein wesentlicher Faktor für den Wohlstand einer Gesellschaft ist.
Eine Gesellschaft sollte jedoch immer anstreben, dass seine gesunden Bürger ihr Leben ohne Unterstützung des Staates durch Sozialleistungen gestalten. Nur dann kann ein Sozialstaat Bestand haben und Leistungen für die wirklich Bedürftigen zur Verfügung stellen.
Ein weiterer Aspekt ist die „Attraktivität von Arbeit“ nach dem Slogan: „Arbeit muss sich lohnen“. Deshalb müssen dringend die Steuern gesenkt werden, damit der Arbeitnehmer wieder mehr von seinem erarbeiteten Geld zur Verfügung hat und eine Familie auch mit dem Verdienst eines Elternteils keine Almosen benötigt und Kinder wieder geborgen und beschützt in der eigenen Familie aufwachsen können.