Wie möchten Sie sich dafür einsetzen, dass Bauen wieder günstiger wird?
Sehr geehrter Herr Schreider,
in Deutschland gibt es im Bereich Bauen zu viele und Überzogenen Normen die vom DIN beschlossen werden und zum teil relevant für Gesetze sind, dafür bekommt dieses Institut auch Steuergelder scheint aber schwerpunktmäßig überzogene Forderungen von Lobby/Industrie in seinen Normen um zu setzen. Werden Sie sich dafür einsetzen das dieses Institut transparenter wird oder seine öffentlichen Mittel gekürzt werden, da SIe nicht zum wohle der Bürger handeln?

Sehr geehrter Herr S.,
vielen Dank für Ihre Frage.
Es gibt in der Tat eine Vielzahl von Normen im deutschen Normenwerk, das derzeit rund 3.800 baurelevante Normen umfasst. Während diese Normen seit Langem erfolgreich dazu beitragen, Sicherheit und Qualität im Bauwesen zu gewährleisten, kann die Vielzahl und Detailtiefe der Regelungen teils auch zu einer Überregulierung führen, was Bauprojekte verkompliziert und die Kosten in die Höhe treibt.
Das DIN finanziert sich zu etwa 75 Prozent aus der Erarbeitung von Normen und Mitgliedsbeiträgen. Die restlichen Mittel stammen aus öffentlichen Geldern. Sie haben deshalb Recht: Es ist essenziell, dass die Prozesse zur Erstellung von Normen transparent gestaltet sind, um sicherzustellen, dass sie im Interesse der Allgemeinheit erfolgen und nicht von einzelnen Lobbygruppen dominiert werden. Unter dem Eindruck jüngster Kritik in diesem Zusammenhang hat das DIN kürzlich eine Transparenz-Offensive gestartet, bei der die Zusammensetzungen der Normungsausschüsse detailliert offengelegt werden, um Vertrauen und Nachvollziehbarkeit zu erhöhen. Das ist ein erster Schritt in Richtung mehr Transparenz, es muss jedoch weiterhin genau hingeschaut und Druck ausgeübt werden. Es muss sichergestellt werden, dass Normen regelmäßig auf ihre Notwendigkeit überprüft und gegebenenfalls vereinfacht oder abgeschafft werden.
Als SPD setzen wir uns für eine Balance zwischen notwendigen Sicherheitsstandards und praktikablen, kosteneffizienten Bauvorschriften ein. Auch unsere Bundesbauministerin Klara Geywitz hat mehrfach darauf hingewiesen, dass Bauen in Deutschland zu teuer geworden ist. Ein zentraler Punkt der von ihr angestoßenen Reformen ist die Einführung des "Gebäudetyp E" („einfach“ oder „experimentell“), der es ermöglichen soll, von bestimmten Komfortstandards abzuweichen. Ziel ist es, Bauprojekte schneller und kosteneffizienter umzusetzen, ohne dabei die Sicherheit der Gebäude zu beeinträchtigen, da grundlegende Normen zu Statik und Brandschutz unberührt bleiben.
Durch solche Maßnahmen wollen wir dem steigenden Kostendruck im Wohnungsbau entgegenwirken und zu einem sinnvollen Maß an Normierung und Standardisierung im Bauwesen zurückkehren. Leider konnte der Gesetzentwurf nach dem Ampel-Bruch nicht wie geplant im Parlament verabschiedet werden – hier werden wir im Falle erneuter Regierungsverantwortung aber zügig liefern.
Mit freundlichen Grüßen
Christian Schreider