Frage an Christian Ruck von Benedikt G. bezüglich Umwelt
Sehr geehrter Herr Ruck,
Wie heute zu lesen war, fordert der Vorsitzende Ihrer Bundestagsfraktion, Kauder, vehement, dass man sich in der Frage der Atommüllendlagerung so schnell wie möglich auf den niedersächsischen Salzstock Gorleben einigen solle. Aber auch das "Versuchs"-Atommülllager Asse ist ein Salzstock; und wie sicher dieser Standort ist, weiß inzwischen jeder.
Doch was macht Ihre Fraktion so sicher, dass dieser Standort sicherer ist ?
Oder will Ihre Fraktion nur moglichst schnell eine "Lösung", um weiter für eine Verlängerung der Restlaufzeiten und damit Milliardengewinne für die Stromkonzerne werben zu können?
(Denn der Strompreis wird an der Strombörse in Leipzig ermittelt und ist vollkommen unabhängig von den Erzeugungskosten !!! )
p.s.: lesen Sie dazu bitte auch :
„Vor einigen Jahren beabsichtigte man auch in den Niederlanden, den hochradioaktiven Abfall in Salzstöcken endzulagern. Das Institut für Feststoffphysik von Professor den Hartog in Groningen erhielt den Auftrag, die grundsätzliche Eignung eines Salzstocks für diesen Zweck zu prüfen. Seit nunmehr über 15 Jahren arbeitet das Institut daran und hat alarmierende Ergebnisse vorzuweisen, die darauf deuten, dass eine Endlagerung in Salz zu unerwarteten und vermutlich unbeherrschbaren Gefahren führen kann: Salz wird durch radioaktive Bestrahlung zersetzt und dabei hochexplosiv!
In den Plänen der niederländischen Regierung steht deshalb der Passus, dass “die Probleme in Verbindung mit der radioaktiven Schädigung von Salz nicht gelöst sind”. In Deutschland ist man hinsichtlich einer radiolytisch bedingten explosiven Zersetzung von Salz nicht auf dem neuesten Informationsstand und hält diese Gefahr deshalb für nicht gegeben. Das könnte sich als gefährlicher Irrtum erweisen, wenn man die neueste Arbeit von Professor den Hartog liest (Veröffentlicht in: Radiation Effects and Defects in Solids” Heft 152/2000, Seiten 23 bis 37).“ Nachzulesen in Zur Sache Nr. 9, Fachtagung Endlager Gorleben, April 2000
Sehr geehrter Herr Greiner,
herzlichen Dank für Ihre Anfrage zum Thema Atommüllendlagerung. Diese Frage muss unbedingt geklärt werden – ganz egal, wie lange man nun letztendlich die Atomenergie bei uns in Deutschland nutzen will.
Wenn wir eine Verlängerung der Laufzeit für Atomkraftwerke fordern, dann sicher nicht, um den Stromkonzernen zusätzliche Milliardengewinne zu ermöglichen. Es geht uns vielmehr darum, Strom und Energie für die Bürger in Deutschland bezahlbar zu halten. Die CDU/CSU-Fraktion will den Atomausstieg umkehren, um die Strompreise für die Bürger deutlich zu senken. Der von Ihnen zitierte Fraktionsvorsitzende Volker Kauder wies bei gleicher Gelegenheit darauf hin, dass den Menschen durch eine Laufzeitverlängerung von Kernkraftwerken 40 Milliarden Euro zurückgegeben werden könnten!
So oder so, die Atommüll-Endlager-Frage muss geklärt werden. Ministerin Schavan hat in einem ersten schritt mit ihrer Zustimmung zum Betreiberwechsel dazu beigetragen, dass eine ordnungsgemäße Schließung der Asse sichergestellt werden kann. Das Bundesumweltministerium, das Bundesamt für Strahlenschutz und das Niedersächsische Ministerium für Umwelt und Klimaschutz müssen jetzt gemeinsam mit den Experten alle Optionen für eine sichere Schließung der Asse prüfen. Dabei ist auch die Rückholung zumindest eines Teils der Abfälle nicht von vornherein auszuschließen. Diese Arbeiten haben höchste Priorität.
Nach dem heutigen Stand der Technik hätte das Versuchsendlager Asse nicht für die Lagerung radioaktiver Abfälle genutzt werden dürfen. Es geht jetzt darum, genau zu analysieren, was dort für tatsächliche Gefahrenpotenziale vorhanden sind. Anschließend müssen sich die Fachleute zusammensetzen und gemeinsam konkrete Handlungsoptionen erarbeiten. Der vorliegende Statusbericht zur Asse bietet dafür eine gute Grundlage.
Es ist verständlich, dass die Bürger vor Ort verunsichert sind. Deshalb müssen die Ergebnisse des Statusberichts schnell, offen und vor allem sachlich kommuniziert werden. Unverantwortlich ist es hingegen, dass losgelöst von den Tatsachen und ohne Bezug zu den Ergebnissen des Statusberichts die problematische Situation im Schacht Asse II als Begründung für den Atomausstieg und den weiteren Stopp der Eignungsprüfungen am potenziellen Endlager in Gorleben missbraucht wird.
Die Probleme in der Asse sind bereits seit Jahren bekannt; jedoch nicht einmal Jürgen Trittin hat während seiner Amtszeit als niedersächsischer Landes- und Bundesumweltminister Handlungsbedarf bei der Asse gesehen. Dass jetzt Ängste bei den Bürgern geschürt werden, um eigene energiepolitische Positionen durchzusetzen, ist nicht nur nicht sachgerecht, sondern unverantwortlich.
Der fachlich unsinnige und politisch durchsichtige Versuch, Asse II mit dem in der Erkundung befindlichen Endlagerstandort Gorleben gleichzusetzen muss beendet werden. Wer Generationengerechtigkeit wirklich ernst nimmt, der muss dafür sorgen, dass wir die von unserer Generation produzierten Abfälle aus den Kernkraftwerken sicher entsorgen, und zwar unabhängig davon, wie lange die Kernkraftwerke noch laufen. Deshalb muss das Moratorium für die Erforschung des Endlagers in Gorleben endlich aufgehoben werden
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Dr. Christian Ruck, MdB