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Frage von Benjamin B. •

Frage an Christian Ruck von Benjamin B. bezüglich Umwelt

Dr Christian Ruck

Sehr geehrter Herr Ruck,
Sie haben sich in der Vergangenheit dafür stark gemacht, dass die Debatte um Kernenergie versachlicht und über Sicherheitskonzepte diskutiert werde, „die das Sicherheitsrisiko weiter minimieren.“

Sie wissen, dass auch mit modernsten Mitteln ein Restrisiko niemals ausgeschlossen werden kann (das im Falle eines Super-GAUs endzeitliche Ausmaße annehmen kann). Daher stellt sich mir die Frage: Welche Priorität hat für Sie Sicherheit in Fragen der Energiepolitik?

Da ich davon ausgehe, dass Sie der Sicherheit der Bürger einen relativ hohen Stellenwert bei der Entscheidung energiepolitischer Fragen einräumen, würde ich die Frage gerne auf einen zweiten Aspekt, meine eigentlich zentrale Frage, ausweiten:
Warum schenken Sie Energiequellen, die restlos ungefährlich sind UND über eine Anzahl weiterer Vorteile gegenüber der Kernkraft verfügen, so wenig Beachtung? Ich denke in diesem Zusammenhang besonders an solarthermische Kraftwerke, sog. „Wüstenstrom“.

Nach einer Greenpeace-Studie können diese Kraftwerke, die in Wüstenregionen gebaut werden, bis zum Jahr 2050 nicht nur 4,7 Milliarden Tonnen CO2 einsparen (sechsmal mehr, als Deutschland im Jahr 2008 ausgestoßen hat), sondern ebenfalls die Weltwirtschaft mit einem Investitionsvolumen von 15 Milliarden Euro ankurbeln und über 2 Millionen neue Arbeitsplätze schaffen.

Diese Technologie ist keine Zukunftsmusik, sondern technisch realisierbar. Und zwar jetzt sofort: http://www.greenpeace.de/themen/energie/nachrichten/artikel/wuestenstrom_von_der_vision_zur_wirklichkeit-1/

Sie selbst haben geäußert, dass Deutschland „am technischen Fortschritt dran bleiben“ müsse. Meinen Sie nicht, dass ein Engagement für solarthermische Kraftwerke auch hinsichtlich dessen nur konsequent wäre?

Mit freundlichen Grüßen,
Benjamin Borgerding

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Antwort von
CSU

Sehr geehrter Herr Borgerding,

vielen Dank für Ihre Nachricht, die nicht unbeantwortet lassen möchte.

Für mich steht natürlich die Sicherheit bei der Energieerzeugung, neben der Effizienz, mit an oberster Stelle. Gerade deshalb möchte ich keinen Atomstrom aus den unsichersten Kraftanlagen der Welt nach Deutschland importiert sehen, nachdem klimafreundliche und kostengünstige Alternativen nicht nicht ausreichend verfügbar sind, so dass der Bedarf hierzulande gedeckt werden kann.

Sie sprechen ferner die Wüstenkraftwerke an. Wie Sie wissen wollen Deutsche Großkonzerne mit riesigen Solarstrom-Anlagen in der afrikanischen Wüste Energie erzeugen. 12 Unternehmen haben am 13. Juli in München ein „Memorandum of Understanding“ zur Gründung einer Desertec Industrial Initiative Planungsgesellschaft (DII) unterzeichnet. Ziel dieser Initiative ist die Analyse und Entwicklung von technischen, ökonomischen, politischen, gesellschaftlichen und ökologischen Rahmenbedingungen zur CO2-freien Energieerzeugung in den Wüsten Nordafrikas. Dieses von der TREC-Initiative des Club of Rome entwickelte DESERTEC-Konzept beschreibt die Perspektiven einer nachhaltigen Stromversorgung für alle Regionen der Welt mit Zugang zum Energiepotenzial von Wüsten. Die Gründungsunternehmen der DII, deren regionaler Fokus auf Europa, dem Nahen Osten und Nordafrika (MENA) liegt, sind:

ABB

ABENGOA Solar

Cevital

Deutsche Bank

E.ON

HSH Nordbank

MAN Solar Millennium

Münchener Rück

M+W Zander

RWE

SCHOTT Solar

SIEMENS

Die Unternehmen beabsichtigen die Gründung einer Planungsgesellschaft, zu deren Gesellschaftern auch die DESERTEC Foundation gehören wird. Die Vereinbarung wurde im Beisein hochrangiger Repräsentanten aus der deutschen und der internationalen Politik unterzeichnet. Zu den wesentlichen Zielen der DII gehören auch die Erarbeitung konkreter Geschäftspläne und darauf aufbauender Finanzierungskonzepte sowie der Anstoß zu industriellen Vorbereitungen zum Bau einer Vielzahl vernetzter und über die MENA-Region verteilter solarthermischer Kraftwerke. Es wird angestrebt, einen Anteil von rund 15 % des Strombedarfs von Europa und einen erheblichen Anteil des Strombedarfs für die Erzeugerländer zu produzieren. Alle Tätigkeiten der DII sind darauf ausgerichtet, umsetzungsfähige Investitionspläne innerhalb von drei Jahren nach Gründung zu erstellen. Diese klare Umsetzungsorientierung der Initiative ist in den DII-Principles verankert, die alle künftigen DII-Gesellschafter anerkennen. Neben den Geschäftschancen für die Unternehmen ergeben sich weitere ökonomische, ökologische und gesellschaftliche Potenziale:

Mehr Energiesicherheit in den EU/MENA-Ländern

Wachstum- und Entwicklungschancen für die MENA-Region durch große Investitionen privater Geldgeber

Sicherung der zukünftigen Trinkwasserversorgung in den MENA-Ländern durch die Nutzung überschüssiger Energie in Meerwasser-Entsalzungsanlagen

Reduzierung von CO2-Emissionen und damit ein erheblicher Beitrag zur Unterstützung der Klimaschutzziele der Europäischen Union und der deutschen Bundesregierung

Die DII Planungsgesellschaft soll bis zum 31. Oktober 2009 als GmbH nach deutschem Recht gegründet werden. Nach der Gründung sollen weitere Unternehmen aufgenommen werden. Die DII strebt einen internationalen Gesellschafterkreis an. Diese Initiative bekräftigt wohl auch die Studie von Greenpeace. Ich freue mich über diese unternehmerische Initiative mit einer langfristigen Perspektive. Allerdings wird hierbei, angesichts vieler zu lösender Problemstellungen, auch bei diesem ehrgeizigen Projekt ganz besonders die Notwendigkeit deutlich, um politische Abhängigkeiten wie beim Öl zu vermeiden, die entsprechenden Staaten, in denen solche Kraftanlagen installiert werden sollen, mittels effizienter Entwicklungspolitik politisch zu stabilisieren.

Das Desertec-Projekt geht auf Pläne des Club of Rome, einer Initiative von Wissenschaftlern und Politikern, sowie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt zurück. Desertec ist aus meiner Sicht ein visionäres und sehr spannendes Projekt. Eine Fläche von 300 mal 300 Kilometer mit Parabolspiegeln in der Sahara würde ausreichen, um den gesamten Energiebedarf der Erde zu decken.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Christian Ruck, MdB