Frage an Christian Kühn von Helga W. bezüglich Kultur
Warum lädt die Bundeskanzlerin zum Autogipfel, obwohl die Autobranche im letzten Jahr Gewinne gemacht hat, und nicht einen Kulturgipfel. Wäre auf jeden Fall sinnvoller und wichtiger. Ich fordere deshalb einen Kulturgipfel und zwar möglichst schnell bevor die Kultur ganz am Boden ist. In die Kniee ist sie schon gegangen. Wie ist ihre Meinung dazu?
mfG Helga Würz
Sehr geehrte Frau Würz,
vielen Dank für Ihre Nachricht.
Wir unterstützen die Forderungen eines Kulturgipfels im Kanzleramt. Kunst und Kultur haben neben ihrer immensen wirtschaftlichen Bedeutung für unsere Gesellschaft auch einen Wert für unsere Demokratie und für jeden individuell.
Die Bundesregierung hat leider viel zu spät die Bedrohung des Kultursektors erkannt. Die Hilfspakte zeigen zudem, dass die Bundesregierung von den Lebensrealitäten, also von den hybriden und oftmals prekären Beschäftigungsverhältnissen vieler Kulturschaffenden, viel zu wenig Ahnung hat. Unsere Kulturszene war schon vor der Corona-Krise durch Selbstausbeutung bedroht, Corona zeigt dies wie unter einem Brennglas.
Wir haben bereits zu Beginn der Corona-Pandemie in einem Antrag regelmäßige Expert*innengespräche mit allen relevanten Akteurinnen und Akteuren aus dem Kultursektor und den Ministerien gefordert. Diese Expertengremien sollten passgenaue Hilfen entwickeln und auch verantwortungsvolle Öffnungsstrategien vorbereiten. Leider wurden diese nicht eingesetzt, so dass viele Bereiche der Kultur noch immer nicht gehört werden. Jetzt gibt es eine Vielzahl von Strategien, Stimmen und Konzepten, die, so scheint es, die Bundesregierung überfordern. Das zeigt sich auch an den stets neuen Ankündigungen von Programmen, wie bspw. eines Sonderfonds für Kultur und der Veranstaltungswirtschaft von Bundesfinanzminister Scholz Anfang November letzten Jahres, die aber bis heute noch nicht umgesetzt wurden.
Regelmäßige Spitzentreffen könnten bei der Bundesregierung dafür sorgen, die Kulturszene besser zu verstehen. Dann aber muss sich auch etwas ändern. Die Zeit, mit Versprechen abgespeist zu werden ist schon lange vorbei. Künstler*innen dürfen nicht länger als Bittsteller*innen behandelt werden.
Freundliche Grüße
Chris Kühn