Frage an Christian Kühn von Michael v. bezüglich Umwelt
Die Regierung, GRÜNEN und LINKE sehen die Empfehlungen des IPCC als Leitlinie für ihr politisches Handeln - auch für die vorgesehene CO2-Steuer. Jedoch hat das IPCC mit seinen Prognosen noch nie Recht gehabt, sondern musste alle Prognosen korrigieren (https://www.cicero.de/aussenpolitik/klimawandel-es-war-einmalein-weltklimareport/57325?fbclid=IwAR0iPiOrFo-Ke6c6NFty1MfdXYfiQ5f0mLtII2-_DRyZ6VG3zGdhQY6RgsI). Als kaum noch zu überbietende Dreistigkeit führt das IPCC zu seinen Falschinformationen als Rechtfertigung an: „Bedauerlicherweise ist es in der Vergangenheit vorgekommen, dass unsere Modelle zwar richtig waren, sich die ihnen zugrunde liegende Wirklichkeit aber geändert hatte.“
Zudem ist inzwischen unstrittig, dass CO2 einer Temperaturerhöhung immer folgt, aber nicht deren Ursache ist (z. B. https://www.welt.de/print-welt/article243292/Ist-die-Milchstrasse-an-der-Klima-Erwaermung-schuld.html?wtmc=socialmedia.facebook.shared.web&fbclid=IwAR3s1Fm6UEyNix-R7xpMkzrxCZImCotSyNu5fuhf4RlFZGNDjlyD1_TUkc0 oder https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/treibhauseffekt-ist-kohlendioxid-gar-kein-klimakiller-a-106379.html).
Wie erklären Sie dem Volk, dass Sie (bzw. Ihre Partei) bei der vorgesehenen CO2-Steuer ein Gas besteuern wollen, das nicht für den Klimawandel ursächlich ist und wie rechtfertigen Sie ihre Gutgläubigkeit an das IPCC, das sich in seinen Prognosen ständig irrt?
Sehr geehrter Herr v. L.,
danke für Ihre Frage. Dass der übermäßige Ausstoß von CO2 für den Klimawandel verantwortlich, ist steht außer Frage. Diesem breiten, globalen und wissenschaftlichem Konsens stimmen Wissenschafts-Akademien aus 80 Staaten der Erde zu, außerdem – laut mehrerer Studien – rund 97% der Klimawissenschaftlerinnen und -wissenschaftler (https://agupubs.onlinelibrary.wiley.com/doi/epdf/10.1029/2009EO030002).
Die Erderwärmung der letzten 50 Jahre lässt sich nicht durch natürliche Faktoren wie die von ihnen in ihrer Email ausgewählte kosmische Strahlung erklären, da diese über viel längere Zeiträume wirken müssten, um denselben Effekt zu erzielen. Klimamodellierungen der jüngeren Klimavergangenheit können nur dann die aktuelle Erwärmung nachbilden, wenn der anthropogene Treibhauseffekt in die Kalkulation einbezogen wird. Rein natürliche Faktoren hätten zudem zu einer geringfügigen globalen Abkühlung der globalen Temperatur über die letzten Jahrzehnte geführt (Ammann 2007). Ist nun der Anstieg der CO2-Konzentration in der Atmosphäre eine Folge der Erderwärmung, oder ist umgekehrt die Erderwärmung eine Folge des CO2-Anstiegs? Die Antwort lautet: Beides ist richtig.
Der Einfluss von Treibhausgasen wie CO2 oder das zwar mengenmäßig seltenere aber noch klimaschädlichere Methan auf das globale Klima ist seit 150 Jahren belegt (Hoffmann 2009)(http://scienceblogs.de/primaklima/2009/06/25/geschichte-des-treibhauseffekts-von-herschel-zu-fourier/). Je mehr CO₂ in die Atmosphäre aufsteigt, desto weniger Sonnenstrahlen können als Infrarotstrahlung zurück ins All reflektiert werden. Wie eine Hülle schließt Kohlendioxid die Wärme ein (Schadwinkel 2017)(https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2017-05/klimawandel-erderwaermung-co2-meeresspiegel-fakten-beweise). Der Zusammenhang zwischen Erderwärmung und CO2 betrifft auch die ansteigende Temperatur der Meere. Erwärmen die Ozeane sich, so verringert dies die CO2-Löslichkeit, also die Fähigkeit der Ozeane CO2 zu binden und aufzunehmen. Steigt also die globale Temperatur dann steigt also auch der Ausstoß an CO2.
Außerdem möchte ich gerne noch klarstellen, dass der IPCC als zwischenstaatliche Organisation nicht selbst forscht, sondern die Ergebnisse und Analysen von vielen tausend Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern auf der Welt zusammenträgt. Daneben möchte ich betonen, dass 195 Regierungen unterschiedlichster politischer Ausrichtung, Verfasstheit und Weltanschauung Mitglied im IPCC sind. Auch beim IPCC handelt es sich aber in der Tat um Menschen, die natürlich auch mal Fehler oder Fehleinschätzungen begehen können. Allerdings erschließt sich mir nur bedingt, wen sie hier zitieren und auf welchen Fehler sie sich beziehen.
Relativ auffällig scheint mir jedoch dagegen, dass ihre Auswahl an zitierten Presseartikeln ziemlich selektiv zu sein scheint, und manche auch schon fast 20 Jahre alt sind.
Nach neueren Artikeln in den von Ihnen genannten Medien, die sich selbst offensichtlich in der jeweils von Ihnen genannten Aussage widersprechen, muss man hingegen nicht lange suchen. So schreibt die WELT etwa am 28.05.2019: „Neben der Reduktion von CO2-Emissionen kann auch ihre Speicherung ein Instrument im Kampf gegen den Klimawandel sein“, was die Erkenntnis impliziert, dass CO2-Emmissionen durchaus den Klimawandel bedingen (https://www.welt.de/regionales/hamburg/article194303429/Klimaschutz-CO2-Emissionen-Ist-Lagerung-im-Meeresboden-die-Loesung.html?wtrid=onsite.onsitesearch).
Auch Spiegel Online leugnet selbst zu Recht keinesfalls die wissenschaftliche Evidenz der Klimawirksamkeit von CO2, zitiert in dem angeführten Artikel vom Jahr 2000 auch lediglich eine Einzelmeinung, und schreibt etwa am 08.10.2018: „Kohlendioxid ist sehr stabil, verbleibt über Jahrhunderte in der Atmosphäre - und heizt diese die gesamte Zeit über auf“ (https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/klimawandel-ipcc-bericht-zum-1-5-grad-ziel-vorgestellt-a-1231805.html). Sicher stimmen Sie mir zu, dass es im Rahmen einer Gesamtbetrachtung dann auch gut ist, diese neueren und in jedem Fall zutreffenderen Stimmen zur Kenntnis zu nehmen.
Nicht zuletzt möchte ich auch kurz auf Ihre konkrete Frage nach der Einführung eines wirksamen CO2-Preises eingehen. In der Tat streben wir Grüne eine faire und klimawirksame CO2-Bepreisung an, die die ökologische Wahrheit sagt, und mit der auch ökonomische Anreize für mehr Klimaschutz gesetzt werden. Steuern, wie die Stromsteuer, wollen wir im Gegenzug dabei sogar abschaffen, und außerdem allen Bürgerinnen und Bürgern eine sozial gerechte Rückzahlung in Höhe von je 100 Euro pro Jahr als Energiegeld zukommen lassen. Unser umfassendes Klimaschutzsofortprogramm für den Sommer 2019 finden Sie hier: https://www.gruene-bundestag.de/fileadmin/media/gruenebundestag_de/themen_az/klimaschutz/pdf/190628_Klimaschutz-Sofortprogramm-Sommer-2019.pdf
Mit freundlichen Grüßen
Chris Kühn MdB