Frage an Christian Kühn von Nathanael P. bezüglich Gesundheit
In der Region Aachen beginnt heute die vorsorgliche Verteilung von Jodtabletten für den Fall eines Atomunfalls des AKW Tihange in Belgien. Was werden Sie tun, um die Bürger endlich vor den Gefahren, die von Atomkraftwerken - im Betrieb, beim Brennelementewechsel, bei terroristischen Attentaten, Flugzeugabstürzen etc. - ausgehen, zu schützen?
Sehr geehrter Herr P.,
vielen Dank für Ihre Frage. Für mich sind Fukushima und Tschernobyl ewig mahnende Beispiele für die mit der Atomenergie verbundenen Risiken und für die Bürde, die wir mit ihrer Nutzung kommenden Generationen auferlegen. Atomkraft beherrschen zu wollen war von Anfang an Hybris. Die Folgen eines Super-GAUs stellen die Menschheit vor nie da gewesene Probleme. Ob sie je vollständig zu bewältigen sein werden, ist fraglich. Menschliches Leid in Gestalt gesundheitlicher Schäden wird über Generationen weitergegeben. Meine Partei und ich fordern daher eine konsequente Umsetzung des Atomausstieges in Deutschland!
Direkt an deutschen Grenzen stehen alte und marode Atomkraftwerke. Mehrere der grenznahen Atomkraftwerke (AKW) sind in einem miserablen Zustand. Darunter ist auch das von Ihnen angeführte AKW Tihange in Belgien. Wir Grünen fordern, dass die gefährlichsten Grenzmeiler sofort vom Netz genommen und keinesfalls auch noch mit Brennelementen aus Deutschland weiterbetrieben werden. Grundlegend braucht es eine AKW-Laufzeitbeschränkung von maximal 40 Jahren und mehr Mitsprache bei den Sicherheitsanforderungen von grenznahen Atomkraftwerken für Nachbarstaaten. Dafür tut die Bundesregierung leider viel zu wenig und versteckt sich zugunsten diplomatischer Beziehungen hinter der souveränen Entscheidungsgewalt von Staaten. Doch kein Land lebt unter einer Glasglocke – die radioaktive Wolke macht nicht an der Grenze halt.
Wir Grünen setzen uns in Bezug auf grenznahe AKW rund um Deutschland mit besonderem Nachdruck für eine Reduktion des Atomrisikos ein. Belgien muss unverzüglichen die beiden „Risse-Meiler“ Tihange 2 und Doel 3 stilllegen. Im Rahmen der Ausarbeitung und Anwendung des deutsch-belgischen Abkommens über den Informations- und Erfahrungsaustausch sowie die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der nuklearen Sicherheit, des Strahlenschutzes und der Sicherheit der Entsorgung von abgebrannten Brennelementen und radioaktiven Abfällen wollen wir ein Vorschlagsrecht für eine/einen Sachverständige/Sachverständigen aus den betroffenen Regionen.
Nicht zuletzt setzen wir uns für Transparenz ein. Es ist unser großes Anliegen, dass die deutsche Öffentlichkeit deutlich besser als bislang über den Zustand und die Sicherheitsrisiken grenznaher ausländischer AKW und diesbezügliche Tätigkeiten der Bundesregierung informiert wird.
Herzliche Grüße,
Chris Kühn