Frage an Christian Hirte von Andreas N. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Sehr geehrter Herr Hirte,
ich würde gerne von Ihnen erfahren, warum Sie, der größte Teil Ihrer Partei und dem Rest der Koalition für den Anbau und die Nutzung von Genmais in der EU und vor allem in Deutschland zugestimmt haben.
Haben Sie sich richtig in dieser Frage informiert?
Ich weiß nicht ob Sie wissen, das es Studien gibt, welche noch nicht mal abgeschlossen wurden, es aber schon sehr negative Resultate gibt?
Es wurden Ratten mit Genmais gefüttert und festgestellt, das sich die Organe negativ verädert und sich Krebszellen fast im ganzem Körper gebildet haben.
Wie können Sie bei der Abstimmung zur "ABLEHNUNG vom Anbau und Verwendung von genmanipuliertem Mais in der EU" dagegen stimmen.
Haben Sie und die ganze Koalition (3 Parteien SPD, CDU und CSU) das falsch verstanden oder wiso, ich versteh es nicht.
Vor der Wahl haben sich alle gegen genmanipulierte Mais ausgesprochen und damit geworben.
Warum hat sich das so schnell und überhaupt geändert?
Welche Kriterien würden dafür und dagegen Stimmen?
Ich und der größte Teil des deutschem Volkes und wahrscheinlich auch die restlichen Völker der EU haben so das langsam das Gefühl, das semtliche Entscheidungen wirklich blos noch zu gunsten der Lobbiisten der Industrie, der EZB und der Verwirklichung der Vereinigten Staaten von Europa gehen.
Bitte beantworten Sie mir diese Fragen.
Es würde mir auch bei meiner Entscheidung für Europawahl helfen.
Vielen Dank.
Mit freundlichen Grüßen
A. N.
Sehr geehrter Herr Naumann,
für Ihre Mail zu meiner Ablehnung des Antrags der Grünen-Fraktion "Anbau von Genmais in der EU verhindern" danke ich Ihnen.
Leider wurde wegen einer Namensähnlichkeit einer Email-Anfrage an mein Büro zum gleichen Thema versehentlich Ihre Frage bei abgeordnetenwatch.de nicht beantwortet. Ich bitte, das zu entschuldigen.
Bei dem Gedanken an genmanipulierte Pflanzen auf unseren Feldern ist auch mir nicht wohl, weshalb ich Ihre Bedenken gut nachvollziehen kann. Ich habe mir die Entscheidungen nicht leicht gemacht und möchte gerne noch einmal auf die Hintergründe eingehen:
In ihrem Genmais-Antrag forderte die Grünen-Fraktion die Bundesregierung auf, die Zulassung der Genmais-Sorte 1507 im EU-Ministerrat abzulehnen. Eine große Mehrheit der Menschen in den EU-Mitgliedsstaaten, so die Grünen zur Begründung, sei gegen den Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen. Die Situation im Rat der europäischen Landwirtschaftsminister stellte sich leider gänzlich anders dar. Eine große Mehrheit der EU-Agrarminister, ausgenommen unser damaliger deutscher Landwirtschaftsminister Hans-Peter Friedrich MdB, folgte dort den Befürwortern des Anbaus dieser Genmais-Sorte. Die Befürworter berufen sich v.a. darauf, dass es trotz jahrelanger Untersuchungen keinen tragfähigen wissenschaftlichen Beweis gibt, der die Bedenken gegen die Maissorte 1507 untermauern könnte. Aufgrund der Mehrheitsverhältnisse konnte Deutschland daher die Einführung der Maissorte im Rat der EU nicht verhindern. Die Bundesregierung beschloss daraufhin, sich bei der Abstimmung im Rat zu enthalten. Der Antrag der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/die Grünen war also bereits zum Zeitpunkt der Abstimmung im Deutschen Bundestag überholt und wurde deshalb zu Recht abgelehnt.
Die europäischen Zulassungsregelungen sehen vor, dass die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) für die wissenschaftliche Bewertung der Sicherheit einer genetisch veränderten Pflanze zuständig ist. Die EFSA ist eine unabhängige europäische Behörde, die mit entsprechend qualifizierten Wissenschaftlern ausgestattet ist. Ein vergleichbares Verfahren gibt es etwa bei der Risiko-/Nutzenbewertung eines Arzneimittels durch die Europäische Medizinagentur (EMA). Im Falle von Mais 1507 hat die EFSA seit 2001 insgesamt sechs befürwortende Stellungnahmen vorgelegt, zuletzt 2012. Schädliche Auswirkungen für Mensch und Umwelt seien nicht zu erwarten. Stellungnahmen der EFSA sind als maßgebliche wissenschaftliche Grundlage anzuerkennen. Künftig wird es erforderlich sein, weltweit über 9 Milliarden Menschen ernähren zu müssen und gleichzeitig den Klimaveränderungen Rechnung zu tragen. Dazu sind neue, ertragreiche und angepasste Pflanzensorten wichtig. Die per se Ablehnung einer Technologie, die zur Bewältigung dieser Herausforderungen beitragen kann, ist ethisch relevant. Die Gentechnik kann daher nicht einfach mit der Erwägung abgelehnt werden, dass wir in Deutschland genug alternative Nahrungsmittel haben. Die Chancen und Risiken einer Technologie sollten auf der Grundlage fundierter wissenschaftlicher Informationen abgewogen werden. Deshalb hat z.B. das BMBF bereits seit Ende der 1980er Jahre Forschungsprojekte zu Fragen der Biologischen Sicherheit gefördert, darunter auch 142 Projekte zur Sicherheitsbewertung gentechnisch veränderter Pflanzen. Die Projekte, so das Resümee der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, lieferten keine wissenschaftlichen Belege für schädliche Auswirkungen für Mensch und Umwelt.
Um den Wohlstand und damit auch unseren Sozialstaat in Europa zu erhalten, müssen wir uns für neue Zukunftstechnologien öffnen. Das heißt aber nicht, dass die Politik völlig verantwortungslos mit genmanipuliertem Saatgut umgehen darf. Trotzdem bitte ich Sie auch Ihre Meinung kritisch zu hinterfragen. Eine Technologie rundweg abzulehnen, könnte uns wesentlicher Erkenntnisse für die Zukunft berauben. Nicht in jedem Land auf diesem Planeten herrschen so gute Bedingungen für traditionelle Getreidearten. Um dem Hunger in der Welt begegnen zu können, müssen wir auch Pflanzen züchten, die an weniger geeigneten Standorten gedeihen können. Nur so können wir die steigende Weltbevölkerung zukünftig ernähren.
Mit freundlichen Grüßen
Christian Hirte, MdB