Frage an Christian Görke von Uwe Steffen P. bezüglich Bildung und Erziehung
Wie haben Sie sich für Kreativität und innovative Projekte an unseren Schulen eingesetzt? Wie stellen Sie sich wirksame Medienbildung vor? Werden Sie sich wie für Gewaltprävention engagieren -> Mobbing, Bossing, Stuffing?
Welche Veränderungen werden Sie in den Kontexten Schulaufsicht, „Testeritis“, Schulvisitation, …, Schulrecht, sogenannte überregionale Rechtsangelegenheiten bis hin zu Zweigstellen der Schulämter und ggf. des LISUM politisch auf den Weg bringen?
Sehr geehrter Fragesteller, anbei meine Antwort!
Mit freundlichen Grüßen
Christian Görke
Wie haben Sie sich für Kreativität und innovative Projekte an unseren Schulen eingesetzt? Wie stellen Sie sich wirksame Medienbildung vor? Werden Sie sich wie für Gewaltprävention engagieren -> Mobbing, Bossing, Stuffing?
Die LINKE setzt sich in Brandenburg für eine Modernisierung des Unterrichts ein. Über das Kommunale Investitionsprogramm (KIP) investieren wir rund 80 Millionen Euro in unsere Schulen, damit dort besser und länger gemeinsam gelernt werden kann. Als Finanzminister konnte ich mich bei vielen Terminen vor Ort überzeugen, dass dieses Geld gut investiert ist. Wir befürworten eine stärkere fächerübergreifende Zusammenarbeit und problem- und handlungsorientierten Unterrichtsformen und Projektunterricht und lehnen eine Fokussierung auf ständige Leistungsvergleiche und Notengebung ab. Über die RAA (Regionale Arbeitsstellen für Bildung, Integration und Demokratie) z.B. fördert das Land Brandenburg sehr aktiv innovative Schulprojekte.
Mit der Umsetzung des „Digital-Pakts“ des Bundes hat sich Brandenburg unter Rot-Rot große Ziele gesteckt. Es geht uns dabei nicht nur um die technische Ausstattung und den Breitband-Anschluss in jeder Schule. Das ist zwar eine unerlässliche Bedingung aber nicht die Lösung des Problems. Wichtiger ist ein Umdenken im Bereich des Lernens, dass sich durch die Digitalisierung stark verändert hat und weiter verändern wird. Faktenwissen ist in Sekunden abrufbar, was aber zählt, ist der kompetenzorientierte Umgang mit den neuen Medien. Für die Nutzung der neuen Möglichkeiten im Bereich der Medienbildung werden wir spezielle Berater für die Digitalisierung und die Fortbildung der Lehrkräfte qualifizieren. Wir müssen das Thema Digitalisierung in großen Zusammenhängen denken.
Was den kritisch-reflektierten Umgang mit unserer modernen Medienwelt angeht, werden diese Themen z.B. im Unterricht der Politischen Bildung in Brandenburg behandelt.
Ich selbst habe viele Jahre als Lehrer gearbeitet und weiß daher, wie wichtig es ist, neben den Inhalten auch Werte wie Zusammenhalt, Toleranz und Solidarität zu vermitteln. Beim Thema Gewaltprävention wollen wir auf das vom Land Brandenburg geförderte und sehr erfolgreiche Projekt „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ verweisen, an dem mittlerweile 76 Schulen im Land Brandenburg beteiligt sind. Zusätzlich gibt es eine Vielzahl von außerunterrichtlichen Angeboten , z.B. die Präventionsangebote der Brandenburger Polizei für die Jahrgangsstufen 1 – 4. Zusätzlich wurde 2015/16 das Thema Gewaltprävention im neuen Rahmenlehrplan verankert. D.h. jede Schule in Brandenburg muss sich mit diesem Thema möglichst fächerübergreifend auseinandersetzen. Diese Ansätze wollen wir weiter stärken und nachhaltig finanzieren. Kurze Strohfeuer bringen an dieser Stelle nicht.
Welche Veränderungen werden Sie in den Kontexten Schulaufsicht, „Testeritis“, Schulvisitation, …, Schulrecht, sogenannte überregionale Rechtsangelegenheiten bis hin zu Zweigstellen der Schulämter und ggf. des LISUM politisch auf den Weg bringen?
DIE LINKE setzt sich dafür ein, dass die Selbstbestimmung der Schulen in Brandenburg gestärkt wird und ist gegen eine zu starke Gängelung durch die Schulämter. Gleichzeitig brauchen wir klare Rahmenbedingungen, die für alle gleich sind und von den Schulämtern auch entsprechend umgesetzt werden. Dies gilt auch für die häufig kritisierten Schulvisitationen. Wichtig sind uns gute Beratungsangebote und Hilfe zur Selbsthilfe.
Die zentralen Rahmenbedingungen des Landes sollen für alle Schulen gelten und auch umgesetzt werden. Gleichzeitig brauchen wir aber eine bessere Abstimmung und Kommunikation mit den Schulämtern vor Ort. Deshalb unterstützen wir die Einrichtung von Zweigstellen, wie z.B. aktuell in Angermünde. Und auch die Fort- und Weiterbildung sollte aus unserer Sicht dezentraler organisiert werden. Die langen Fahrtwege ins LISUM stellen eine große Belastung für die Fortbildung von Lehrkräften dar.
Pädagogisches Unterrichtshandeln braucht Zeit und einen langen Atem, ein ständiges Testen und Messen kann da eher negative Auswirkungen haben. Wir setzen uns deshalb seit Jahren dafür ein, in den unteren Klassen auf Notenzeugnisse zu verzichten. Viele Studien zeigen immer wieder, dass dadurch die Benachteiligung sozial schwächerer Kinder wächst. Viele Studien kritisieren zudem die zu geringe soziale Durchlässigkeit unseres Schulsystems. Genau hier setzen wir den Hebel an.