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Christian Fender
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Frage von anonym a. •

Frage an Christian Fender von anonym a. bezüglich Recht

Hallo, was ist Ihrer Meinung nach die beste Lösung zum Thema Rechte-Gewalt?

MfG

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Antwort von
DIE VIOLETTEN

Hallo,

ich maße mir jetzt nicht an, hier eine beste Lösung zu nennen. Rechtsextremismus, die Ursache für rechte Gewalt ist, ist ein komplexes Problem, welches komplex angegangen werden muss. Sowohl auf der gesellschaftlichen Ebene als auch auf der individuellen.

- gesellschaftlich Ebene:
Es ist immer wieder wichtig, dieses Thema zu bearbeiten. Wir müssen halt immer wieder erklären, warum wir die Demokratie wollen, in der Menschen, so verschieden sie auch sind, das Recht haben für ihre Rechte einzutreten. Und dass es nicht anstrebenswert sein kann, in einem System zu leben, in dem, der Mensch gesagt bekommt, wie er zu sein hat!
Wir, die Grüne Jugend Marzahn Hellersdorf, versuchen mit unseren Werten den öffentlichen Raum einzunehmen. Zum einen haben wir ein Fuss- und Basketballturnier unter dem Motto „Marzahn ist bunt“ am 16.07 organisiert und zum anderen planen wir eine „Rave against Racism“ – Party am 15.09.06 im Springpfuhlhaus. (Das ist noch nicht ganz sicher; bitte Infos auf www.christianfender.de abwarten.)
Aber das kann nicht allein Aufgabe der Parteien und deren Jugendorganisationen sein. Nein, ich wünsche mir auch, dass sich andere Institutionen, von der Bildungseinrichtung über den Sportverein bis hin zu den Unternehmen sich dem Thema annehmen und Aktionen starten. Es gibt bereits bestehende Projekte, bei denen angeknüpft werden kann.
Die Politik sollte die Gelder, die für Aufklärung und politische Bildung verwendet werden nicht kürzen. Im Abgeordnetenhaus oder in der BVV möchte ich die Vernetzung stärken und Menschen oder Institutionen bei antifaschistischen Projekten unterstützen.

- individuelle Ebene:
In meinem Studium habe ich das Thema auch unter anderem aus der Perspektive der sogenannten „akzeptierenden Sozialarbeit“ behandelt. Es reicht leider nicht sich nur ständig zu positionieren. Das ist wichtig um die gesellschaftliche Mitte zu erreichen, ja. Aber manche Jugendliche werden leider nicht erreicht und nur noch mehr an Rand gedrängt.
Bei diesem Ansatz ist es wichtig die (individuellen) Ursachen zu kennen und weiter zu erforschen.
Viele Jugendliche, die rechte Gewalt anwenden, haben oft ähnliche Erfahrungen in ihrer Kindheit gehabt. Konflikte in ihrer Familie, von Scheidung und Alkohol ist oft die Rede. Viele wurden autoritär erzogen und geschlagen. Auch die Leistungen in der Schule waren oft schlecht. Ihnen fehlte einfach die Anerkennung. Sie hatten nicht die Chance, sie bspw durch eigene Kreativität oder später durch gute Noten zu bekommen. Die Entwicklung der eigenen Identität ist dadurch beeinträchtigt und sie müssen später auf die Identität des „extremen deutsch seins“ zurückgreifen. Ihre unterbewussten Konflikte, die sie aufgrund eigener Ausgrenzungserfahrungen, permanent mit sich rumtragen, kompensieren sie damit, dass sie andere Kulturen als minderwertig abstempeln.
(Dieser Text ist eine vereinfachte Darstellung von möglichen Ursachen und soll nicht als Entschuldigung für rechte Gewalt verstanden werden oder bedeuten, dass jedeR mit solchen Erfahrungen so wird)
Die „akzeptierende Sozialarbeit“ setzt beim Menschen an. Sie hört ihm zu und macht Angebote für Freizeitaktivitäten (später bspw. auch interkulturelle Reisen mit politischer Bildung). Durch einen längeren Prozess haben sie die Chance ihre Konflikte zu verstehen und durch die neugewonnene Anerkennung sich eine neue Identität zu entwickeln.
Die „akzeptierende Sozialarbeit“ ist sehr umstritten. Sie hat natürlich auch ihre Grenzen bei Menschen, die in rechtsextremen Strukturen drin sind. Auch wenn es nicht das perfekte Mittel ist, halte ich diesen Ansatz für wichtig. Jugendliche mit einer rechten Meinung nur auszugrenzen, würde sie noch mehr an den Rand drängen und dann kommen die sektenartigen rechtsextremen Organisationen und fangen die Leute auf und bieten ihnen das Gefühl einer Ersatzfamilie.
SozialarbeiterInnen, müssen bei diesem Thema sehr gut ausgebildet sein, sich ständig weiterbilden und ihre Arbeit reflektieren (Supervision).

Peace ;-)

Christian Fender