Frage an Christel Riemann-Hanewinckel von Michael P. bezüglich Umwelt
Sehr geehrte Frau Hanewinckel,
ihr Fraktionskollege Klaas Hübner (WK 72: Bernburg - Bitterfeld - Saalkreis) möchte Ostdeutschland zum Gentechnik-Anbaugebiet machen (siehe Spiegel-Online vom 6. Mai 2007, http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,481267,00.html ) .
Wie ist Ihre Position dazu?
Mit freundlichen Grüßen,
Michael Puschendorf
Sehr geehrter Herr Puschendorf,
ich bin mit meinem Fraktionskollegen Klaas Hübner darin einig, dass es für unser Bundesland Sachsen-Anhalt von entscheidender Bedeutung ist, dass es sich als Standort modernster Technologien und vor allem auch innovativer wissenschaftlicher Forschung etabliert.
In Bezug auf die „Grüne Gentechnik“ bin ich allerdings ganz anderer Meinung als er:
Zu DDR-Zeiten waren weite Bereiche unseres Bundeslandes, insbesondere im Chemiedreieck des ehemaligen Bezirkes Halle, umwelthygienische Katastrophengebiete. An dem dadurch entstanden Negativ-Image haben wir auch noch heute, trotz der umfassenden Sanierung, Renaturierung und weitgehenden Stilllegung ganzer Industriekomplexe schwer zu tragen. Wenn Sachsen-Anhalt jetzt wieder zu einem „Vorreiter“ gelockerter Schutzbestimmungen, diesmal auf dem Gebiet der Gentechnik werden soll, dann ist das nach meiner festen Überzeugung der falsche Weg. Ganz im Gegenteil sollten wir unsere Landwirtschaft und unsere Lebensmittelindustrie, die einen bundesweit hervorragenden Ruf genießen, durch strenge Sicherheits- und Qualitätsstandards für die Marktanforderungen der Zukunft fit machen. Wir sollten das Vertrauen der Verbraucherinnen und Verbraucher in die Produkte unserer Agrar- und Lebensmittelbetriebe stärken und den Bio-Sektor weiter entwickeln. Die Landwirtschaft in Sachsen-Anhalt hat keine produktionstechnischen Probleme, für deren Lösung die Gentechnik eine überzeugende Alternative zu herkömmlichen Verfahren bietet.
Wir brauchen die grüne Gentechnik nicht und haben auch sonst keinen Grund, uns auf dieses riskante Experiment einzulassen Denn auch dem häufig geäußerten Argument, man brauche die gentechnisch veränderten Organismen, um das Problem des Welthungers zu lösen, kann ich nicht folgen.
Dessen Ursachen sind sehr komplex und nicht in erster Linie auf eine unzureichende Nahrungsmittelproduktion zurückzuführen. Vielmehr sind es vor allem die weltweiten sozialen Missstände und vor allem die ungerechten Welthandelsstrukturen, die dem Welthungerproblem ursächlich zu Grunde liegen. Durch den Handel mit Lebensmitteln aus den Industrienationen, die zu Dumping-Preisen in die Entwicklungsländer verkauft werden, kommen dort die Landwirtschaft, Fischzucht u.ä. zum Erliegen.
Die Einführung der Agro-Gentechnik kann zu einer noch weiter gehenden Abhängigkeit der Agrarerzeuger von der Zulieferindustrie führen und dadurch die Probleme des Welthungers sogar noch verschärfen. Zur Problematik der Lebensmittelsicherheit, der Entscheidungsfreiheit der Verbraucherinnen und Verbraucher, der negativen Folgen für die konventionelle und Bio-Landwirtschaft aber auch für die Landwirte die GVO´s anbauen, werde ich hier, weil das zu weit führen würde, nicht weiter eingehen.
Vielen Dank für Ihre Frage, Herr Puschendorf.
Mit freundlichen Grüßen
Christel Riemann-Hanewinckel