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Christel Humme
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Frage von Thomas G. •

Frage an Christel Humme von Thomas G. bezüglich Soziale Sicherung

Sehr geehrte Frau Humme,

v. Dank für Ihre Antwort auf meine Frage, mit der ich leider nicht ganz zufrieden zeigen kann, da Sie meine ursprüngl. Intention leider in eine andere Richtung lenken.

Ich habe keineswegs strukturelle Probleme in Frage gestellt, sondern ledigl. Ihre These einer "puren" Diskriminierung.

Andererseits freut mich, dass Sie Ihre ursprüngl. Aussagen jetzt durch die Auskunft

"Die von mir aufgezeigten deutlichen Unterschiede bei der Bezahlung und der Karriereknick werden jedoch erst nach der Geburt des ersten Kindes deutlich"

nun doch relativieren, gelangt die kürzlich veröffentlichte Studie "Mythen und Fakten zum Gender Pay Gap" u.a. zu dem Ergebnis

"dass der Gender Pay Gap bei jungen Frauen ohne Kinder oder mit nur "kurzen Babypausen" statistisch nicht mehr nachweisbar ist. So beträgt etwa die Entgeltlücke zwischen den 25- bis 35-jährigen erwerbstätigen Männern ohne Kinder und der vergleichbaren Gruppe von Frauen nur knapp zwei Prozent und fällt damit in den Bereich der statistischen Unschärfe."
http://www.vbw-bayern.de/agv/vbw-Themen-Sozialpolitik-Familie_und_Beruf-Aktuelles-Gender_Pay_Die_Lohnluecke_unter_der_Lupe--14750,ArticleID__16178.htm http://www.welt.de/print/wams/muenchen/article10348635/Gleiche-Bezahlung-in-Bayern-geht-das.html

Daher nochmals meine Frage, ob die strukturellen Vereinbarkeitsprobleme nicht eher auf politische Versäumnisse der Vergangeheit als auf Diskriminierung zurückzuführen sind.

In Bezug auf Ihre Aussage

"Es ist uns Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten - und mir ganz persönlich - wichtig, dass die Geschlechter nicht gegeneinander ausgespielt werden."

interessiert mich, ob die SPD entgegen ihrer bisherigen Haltung beim Thema "Sorgerecht lediger Väter" nun doch das Modell eines automatischen Sorgerechts unterstützen wird.
http://www.welt.de/die-welt/politik/article8826824/Widerstand-gegen-Sorgerechts-Automatismus-fuer-Vaeter.html

Vielen Dank und freundliche Grüsse aus Regensburg

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Göbel, vielen Dank für Ihre Rückmeldung.

Ich freue mich über unsere offensichtliche Übereinstimmung über die Existenz struktureller Probleme in unserem Land, die zumeist für Frauen, bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, mit einem Zurückstecken in beruflicher Hinsicht und einem deutlichen Gehaltsunterschied verbunden sind.

Mit dem Verweis auf die von Ihnen genannte Studie sprechen Sie eine zentrale Herausforderung an. Vielen Frauen ist es nämlich -vor allem durch eine fehlende flexible Betreuung für ihr Kind- gerade nicht möglich, schnell in ihren früheren Beruf zurückzukehren. So bleiben junge Mütter häufig im Teilzeit- der Niedriglohnbereich verhaftet und können ihre Wünsche nach Verwirklichung in Familie und Beruf eben nicht so realisieren, wie sie es möchten. Denn erst wenn Frauen die Babypause tatsächlich kurz halten können, schließt sich die Lohnschere und die ungleichen Karrierechancen von Frauen und Männern können überwunden werden. Neben den Ländern und Kommunen, die für die Bereitstellung von bedarfsgerechten Kinderbetreuungsangeboten zuständig sind, sehe ich hier auch die Arbeitgeber in der Verantwortung, etwa durch flexible Arbeitszeitmodelle und eine familienfreundliche Unternehmenskultur die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Frauen und Männer zu verbessern.

Die SPD-Bundestagsfraktion hat sich zum Thema Sorgerecht noch nicht abschließend positioniert. Ich persönlich bin dafür, dass Väter, die sich zu ihrer Vaterschaft bekennen und sich über die finanzielle Unterstützung fürsorglich mit Liebe und Verantwortung um ihr Kind kümmern, selbstverständlich auch das Recht dazu haben sollen. Die aktuelle Regelung, dass dies Mütter durch ein pauschales Veto verhindern können, halte ich für problematisch. Zentraler Maßstab jeder gesetzlichen Regelung ist das Wohl des Kindes. Im Regelfall wird jedes Kind davon profitieren, Zuwendung und Sorge von beiden Elternteilen zu erfahren.

Mit freundlichen Grüßen

Christel Humme