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Christel Humme
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Frage von Thomas G. •

Frage an Christel Humme von Thomas G. bezüglich Soziale Sicherung

Guten Tag, Frau Humme,

in einer kürzlich veröffentlichten Pressemitteilung http://www.pressrelations.de/new/standard/result_main.cfm?pfach=1&n_firmanr_=109407&sektor=pm&detail=1&r=431222&sid=&aktion=jour_pm&quelle=0

für die Sie offenbar verantwortlich zeichnen, war zu lesen,

"dass es junge Maenner dann im Berufsleben leichter haben. Sie verdienen von Anfang an mehr, finden schneller den Berufseinstieg, und bestimmen die Fuehrungsetagen."

Wegen mir vorliegender Informationen, dass
- lt. einer aktuellen Pressemitteilung ( http://www.pressrelations.de/new/standard/result_main.cfm?r=423963&aktion=jour_pm ) der Verdienstunterschied bei den Berufsanfängern unter 25 Jahren nur bei 2 Prozent liegt/lag,
- Pflicht-/Ersatzdienst besteht
- d. Arbeitslosenrate junger Männer bundesweit um 60 Prozent höher als bei gleichaltrigen Frauen ist. ( http://manndat.de/geschlechterpolitik/maennerarbeitslosigkeit-ein-ignoriertes-problem.html )
- Frauen unter 30 mit 43 Prozent fast genauso stark in Leitungspositionen vertreten sind wie gleichaltrige Männer. ( http://doku.iab.de/kurzber/2006/kb0206.pdf )

würde mich interessieren, mit welchen Daten Sie die bessere Situation "junger" Männer belegen können.

Auch möchte ich Sie fragen, woraus Sie gem. eines Artikels auf Ihrer Website

http://www.christel-humme.de/index.php?nr=33895&menu=1

die Gewissheit ziehen, dass es sich bei den aktuell noch 8 % (bereinigt) Verdienstunterschied zwischen Männern und Frauen um

"Diskriminierung pur"

handelt, obwohl das Stat. Bundesamt ausdrücklich darauf hinweist, dass

"dieser Wert insofern eine Obergrenze darstellt, als einige weitere Faktoren, die zur Erklärung des Verdienstunterschieds beitragen könnten, in der Analyse nicht berücksichtigt werden konnten, da die entsprechenden Angaben nicht vorlagen."

http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Presse/pm/2010/10/PD10__384__621,templateId=renderPrint.psml

vielen Dank und freundl. Grüsse

Th. Göbel

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Göbel,
vielen Dank für Ihre Mail.

Sie äußern sich darin zu der Situation von Frauen und Männern im Berufsleben und stellen dabei offensichtlich in Frage, dass es auch heute noch eine strukturelle Benachteiligung von Frauen im Berufsleben gibt.

Die von mir aufgezeigten deutlichen Unterschiede bei der Bezahlung und der Karriereknick werden jedoch erst nach der Geburt des ersten Kindes deutlich. Deshalb werden Sie sicherlich auch auf jüngere Frauen treffen können, die Ihnen bescheinigen, nicht diskriminiert zu werden. Ebenso werden sie junge, hoch qualifizierte Frauen und Männern auch in Führungspositionen mit vergleichbarem Gehalt finden können. Das Blatt wendet sich aber spätestens dann, wenn eine Familiengründung ansteht und für die Frauen nach einer Rückkehr aus der Babypause ein Karriereknick und Gehaltseinbußen quasi vorprogrammiert sind. Die nach wie vor bestehenden Ungleichheiten belegen die überwiegende Zahl von Studien, wie beispielsweise vom Deutschen Gewerkschaftsbund, dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung oder dem Statistischen Bundesamt.

Dort wo Ungleichheiten und damit verbunden Ungerechtigkeiten bestehen, müssen sie angegangen werden- unabhängig vom Geschlecht der oder des Benachteiligten. Insbesondere im Bereich der Frauenpolitik findet jedoch ein Stillstand statt, obwohl im Arbeitsleben bekanntermaßen noch Nachteile für einen Großteil der Frauen bestehen.

Es ist uns Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten - und mir ganz persönlich - wichtig, dass die Geschlechter nicht gegeneinander ausgespielt werden. Das ist nicht der Ansatz unserer Politik. Die SPD möchte Partnerschaftlichkeit und Gleichstellung in Familie und Beruf. Mit der aktuellen Diskussion werden jedoch alte Ressentiments und Vorurteile verschärft und berechtigte Interessen von Männern gegen die berechtigten Interessen von Frauen ausgespielt. Das ist falsch. Dagegen möchte ich ankämpfen.

Gesellschaftliche Veränderungen können wir nur erreichen, wenn wir Rollenstereotype überwinden. Die klassische Rollenverteilung gibt es leider noch, aber wir stellen fest, dass sie bröckelt. Immer mehr Männer wollen mehr Familienarbeit übernehmen und fordern dafür entsprechende Arbeitsbedingungen ein. Frauen streben nach ökonomischer Unabhängigkeit und möchten die gleichen Berufschancen wie die Männer. Den Rahmen dafür zu setzen, damit Männern und Frauen ihre Wünsche auch realisieren können, das ist unser gleichstellungspolitischer Ansatz. Dies ist auch der Tenor meiner Rede im Deutschen Bundestag vom 12. November 2010. Sie finden die Rede unter
http://spdnet.sozi.info/nrw/humme/dl/Rede_Gleichstellung_Erwerbsleben121110.pdf

Freundliche Grüße nach Regensburg
Christel Humme