Frage an Christel Happach-Kasan von Reimer D. bezüglich Verkehr
Sehr geehrte Frau Dr. Happach-Kasan,
als meine Bundestagsabgeordnete sind Sie bestimmt vertraut mit einer der schönsten Sportarten in Schleswig-Holstein, dem Segeln. Als Vors. des Kreisseglerverbandes Herzogtum Lauenburg vertrete ich ca 1000 aktive Segler, die zurzeit alle sehr beunruhigt sind. Wir befürchten, dass unter dem Deckmantel der Entbürokratisierung die Politik eine weitere Bürokratisierung betreiben wird. Das gilt insbesondere für Verschärfungen der Ausbildungsbestimmungen, Ausrüstungs- u. Kennzeichnungspflicht für Segelyachten. Im Juni soll nach meiner Kenntnis der Verkehrsausschuss des Bundestages über eingebrachte Anträge zu entsprechenden Maßnahmen von Großer Koalition und Opposition beraten. Alle Bereiche der Sicherheit u. Ausrüstung sind in SOLAS komplett abgedeckt. Mangels Vorkommnissen mit Unfällen aus Sicherheits- u. Ausrüstungsmängeln auf Segelyachten gibt es auch keine Statistiken, die einen weiteren Regulierungsbedarf begründen. Die Kennzeichnung der Yachten mit Flagge, Name u. Heimathafen sind weltweiter Standard. Es bedarf keiner weiteren Regulierung. Der Ausbildungsstand der aktiven Segler ist dank der ehrenamtlichen Tätigkeit der Vereinvorstände seit Jahrzehnten hervorragend. Zu erforderlichen Änderungen sollten die betroffenen Sportverbände und weniger industrielle Interessengruppen gehört werden. Ich würde mich freuen, von Ihnen in dieser Angelegenheit zu hören.
Mit freundlichen Grüßen aus unserer schönen Heimat
Reimer Dornquast
Giesensdorfer Weg 43
23909 Ratzeburg
Tel.: 04541 84872
Sehr geehrter Herr Dornquast,
vielen Dank für Ihre Nachricht und die Frage. Sie sind richtig informiert. Die Koalitionsfraktionen haben Ende Mai einen Antrag zum Wassertourismus und Wassersport eingereicht, der voraussichtlich in der nächsten Sitzungswoche im Juni beraten werden wird. Die im Antrag aufgestellten Forderungen bedeuten teilweise eine verstärkte Regulierung der Sport- und Freizeitschifffahrt, für die es aus meiner Sicht keinen vernünftigen Grund gibt. Die FDP-Fraktion hat in den beiden Anträgen: "Sport- und Freizeitschifffahrt in Deutschland erleichtern" (Drucksache 16/4061) und "Überregulierung in der Sport- und Freizeitschifffahrt verhindern" (Drucksache 16/5269) ihre Vorstellungen dargestellt. Solange es keine differenzierte Analyse des Unfallrisikos in der Sport- und Freizeitschifffahrt gibt, ist es fast unmöglich zu beurteilen, welche Maßnahmen wirklich der Minderung des Unfallrisikos dienen und welche überflüssiger Schnickschnack sind.
Zurzeit können sich in den seenreichen Regionen Deutschland sehr viele Menschen ein Boot leisten, ohne selbst ein großes Wassergrundstück zu besitzen. Die Forderung nach zusätzlicher Ausrüstung, möglicherweise in Kleinstbooten, macht den Sport teuer und führt dazu, dass viele Menschen ausgegrenzt werden. Das wäre für mich gesellschaftspolitisch ein völlig falsches Signal.
Die vorhandenen Unfallstatistiken zeigen, dass die Sport- und Freizeitschifffahrt außergewöhnlich sicher ist (2003 bis 2005 kamen 27 Menschen ums Leben), deutlich sicherer als beispielsweise das Skifahren. Auf einem anderen Gebiet besteht dagegen großer Handlungsbedarf: 2003 sind 677 Menschen bei Badeunfällen ertrunken. 30% der Kinder unter 14 Jahren können nach Einschätzung des Deutschen Schwimmverbandes nicht schwimmen. Es ist in meinen Augen sehr viel sinnvoller, mehr Schwimmunterricht zu erteilen, statt ohne nachvollziehbaren Grund eine Vergrößerung der Ausstattung von Booten zu verlangen.
Ich teile Ihre Einschätzung, dass der Ausbildungsstand der aktiven Segler hervorragend ist. Die Vereine kümmern sich intensiv um die Ausbildung der Jugendlichen, Seglerinnen und Segler können nach meinen allerdings bescheidenen Erfahrungen auf dem Ratzeburger See, der Binnenalster oder der Schlei sehr gut mit ihren Booten umgehen und handeln schon aus eigenem Interesse sehr verantwortungsbewusst. Man kann bei Seglerinnen und Seglern sehr wohl auf die Eigenverantwortung setzen.
Mit freundlichen Grüßen
Christel Happach-Kasan