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Christel Happach-Kasan
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Frage von Reinhard Z. •

Frage an Christel Happach-Kasan von Reinhard Z. bezüglich Verbraucherschutz

Sehr geehrte Frau Dr. Happach-Kasan,

erstaunlich, dass Sie ausgerechnet Presseartikel sowie Aussagen der EU-Kommission, von der Sie selbst behaupten (1)

Zitat:
"Für die Ausbreitung von BSE über Großbritannien hinaus tragen die Briten und die EU-Kommission Verantwortung."

als Parameter dafür benutzen, ob BSE besiegt ist oder nicht.

Warum lesen Sie keine wissenschaftlichen Dokumente, wie etwa die in D noch immer unveröffentlichte und vom Deutschen Bundestag nie erörterte Bayerische BSE-Risikoanalyse aus dem Jahr 2003? (2)

Ob man aufgrund rückläufiger BSE-Fallzahlen Entwarnung geben kann, halte ich für sehr gewagt, denn

1. erkennen die aktuellen Testmethoden BSE sowieso erst im Endstadium der Erkrankung
2. das Testalter der zu testenden Tiere wird kontinuierlich nach oben gesetzt.

Demzufolge dürfte es in absehbarer Zeit keine BSE-testpflichtigen Rinder mehr geben, da die durchschnittliche Lebenserwartung von Rinder wesentlich niedriger ist.

Wollen Sie dies als Erfolg feiern?

Aktuell würde mich nun interessieren wo der wissenschaftliche Nachweis dafür ist, dass die im Maßnahmenkatalog Tierseuchenbekämpfung (Teil IX: BSE) festgelegten Maßnahmen, nach positiven BSE-Fällen in Rinderschlachtbetrieben, unter Realbedingungen ausreichend sind, um infektiöses BSE-Material vollständig zu beseitigen?

Denn in Eingangs erwähnter BSE-Risikoanalyse gibt es dazu einen elementaren Widerspruch bezogen auf den OP-Bereich in der Humanmedizin!

Mit diesem Widerspruch scheinen vor allem bayerische Ministerien (3) derzeit größte Aufklärungsprobleme zu haben.

Zitat:
"Sind diese Betriebe in denen ein oder gar mehrere positive BSE-Fälle festgestellt wurden noch immer kontaminiert?"

Gespannt!

MfG

R. Zwanziger

(1) http://www.abgeordnetenwatch.de/dr_christel_happach_kasan-575-37627--f261328.html#q261328
(2) http://www.abgeordnetenwatch.de/hans_michael_goldmann-650-5588--f76994.html#q76994
(3) http://www.abgeordnetenwatch.de/dr_markus_soeder-512-11312--f238093.html#q238093

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Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr Zwanziger,

meine Einschätzung dass die Rinderkrankheit BSE, verursacht durch die Verfütterung von infektiösem Tiermehl, besiegt ist, beruht auf den folgenden beiden Feststellungen:
1. Die Krankheit wurde aus GB importiert,
2. Nach 2001 wurde in Deutschland kein Rind positiv auf BSE getestet.

Das zeigt zweierlei:
Die Hypothese, dass die Krankheit durch infektiöses Tiermehl verursacht ist, hat sich als richtig erwiesen;
Die Maßnahmen, infektiöses Material aus der Futterkette auszuschließen, waren erfolgreich.

Die Bayerische BSE-Risikoanalyse stammt aus dem Jahr 2003. Die Entwicklungen der letzten Jahre konnte sie zu dieser Zeit nur abschätzen. Inzwischen wissen wir, dass deren Prognose einer Stabilisierung der Fallzahlen erst ab 2013 zu pessimistisch war. Die erwartete höhere Fallzahl für die Geburtsjahrgänge 1999/2000 ist nicht eingetreten. Das zeigt, dass es sinnvoll ist, sich bei der Bewertung an neueren Analysen zu orientieren.

Es macht keinen Sinn, Tiere auf BSE zu testen, bei denen es ausgeschlossen ist, dass die Erkrankung gefunden wird. So waren die freiwilligen BSE-Tests bei Tieren unter 24 Monaten, die von Politikern der Grünen befürwortet wurden, nicht sinnvoll. Die Forderung war reine grüne Symbolpolitik, die andere bezahlt haben. Über eine Million Tiere jünger als 24 Monate wurden getestet – Ergebnis negativ (1).
Bereits seit mehreren Jahren wurde kein Rind mehr positiv auf BSE getestet, welches das durchschnittliche Schlachtalter einer Milchkuh von etwa 5 Jahren erreicht hatte. Die letzten positiv auf BSE getesteten Tiere waren 9 Jahre alt. Zur Erinnerung: Es ist das Ziel der BSE-Tests, erkrankte Tiere zu finden. Es ist nicht das Ziel der Tests, Laboren Arbeit zu verschaffen.

Klinische Verdachtsfälle werden weiterhin altersunabhängig auf BSE getestet (2). Damit ist sichergestellt, dass es eine weitere Beobachtung von BSE gibt, auch wenn in naher Zukunft keine positiv getesteten Schlachttiere mehr gefunden werden.

Es ist in der Tat ein Erfolg, dass es in knapp 10 Jahren gelungen ist, die Krankheit zu besiegen. In Großbritannien sind über 180.000 Tiere an BSE gestorben, in Deutschland 406 Rinder positiv auf BSE getestet worden. Dieser Erfolg ist eine Bestätigung für die Wirksamkeit der getroffenen Maßnahmen.

Zu den humanmedizinischen Fragen verweise ich auf meine erste Antwort. Wie Sie meinem Text und der zitierten Literatur entnehmen können, ist nicht der OP-Bereich das Problem sondern die Tatsache, dass es bisher nicht gelungen ist, einen Test zu entwickeln, mit dem vCJK in Blutproben nachgewiesen werden kann.

Mit freundlichen Grüßen

Christel Happach-Kasan

(1) http://www.happach-kasan.de/?seite=search&newsid=606&suche=bse&ergebnis=82
(2) http://www.fli.bund.de/fileadmin/dam_uploads/Publikationen/Amtliche_Methodensammlung/Bovine%20Spongiforme%20Enzephalopathie.pdf