Frage an Carsten Sieling von Klaus S. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Zur Terminverwaltung meiner psychotherapeutischen Praxis benutze ich einen Palm PDA, der nun in die Jahre gekommen ist und einer Erneuerung bedarf. Nun stehe ich vor dem Problem, dass smartphones ihre Daten ins Internet senden und dass eine Sicherung der Daten auch nur im Internet möglich ist. M.E. ist das ein Skandal, weil somit personengeschützte und andere sensible Daten zwangsläufig im Internet unter mehr oder weniger Aufwand zugänglich sind. Die Skandale, die mit entsprechenden Daten bei Apple oder google passiert sind, dürften jedem bekannt sein. M.E. müsste jedem Bürger, der mit derart sensiblen Daten umgehen muss, die Speicherung dieser Daten auf Smartphones verboten werden; zumindest solange bis nicht sichergestellt ist, dass diese Daten abgeschirmt vom Internet sind und auf dem heimischen PC synchronisiert werden können, der einigermaßen gut abgesichert werden kann. Oder möchten Sie, dass aufgrund Ihres Bewegungsprofils und weiterer Daten bis in Ihre Privatsphäre eingedrungen werden kann. Z.B. könnten private Probleme Sie in die Praxis eines Psychotherapeuten führen. Bekommen interessierte Kreise dies heraus, wären Sie oder andere Politiker potenziell erpressbar, je nachdem wie dies in die Presse lanciert wird. Bisher habe ich zu diesem Problem noch nichts gelesen und bin über ihre Stellungnahme und mögliche Lösungsmöglichkeiten gespannt. Mfg. Dr. Sievers
Sehr geehrter Herr Dr. Sievers,
haben Sie vielen Dank für Ihre Frage auf abgeordnetenwatch.de.
Vorab möchte ich festhalten, dass es kein reines Smartphone-Problem im Bereich des Datenschutzes gibt. Wir dürfen nicht anfangen, zwischen Smartphones und Computern zu unterscheiden. Vielmehr ist ein Smartphone ebenfalls ein kleiner Computer, der genauso geschützt werden sollte wie ein normaler PC.
Deshalb gibt es genauso für Smartphones Antivirensoftware, Firewalls etc. die diesen kleinen Computer vor den Zugriffen bzw. vor Angriffen Dritter schützen. Diese sind meist Applikationen (Apps), die oft sogar kostenfrei herunter geladen und installiert werden können. Problematisch ist in diesem Zusammenhang meines Erachtens, dass die meisten Menschen, die ein Smartphone besitzen, dies noch nicht verstanden haben und sich und ihre Daten entsprechend auch nicht schützen.
Das nächste Problem: welcher App kann ich vertrauen bzw. welche ist sicher? Hierzu findet man viele Hinweise beim BSI bzw. auf einschlägigen Seiten im Internet. So gibt es auch App-Guards (Wächter), die Apps auf ihre Sicherheit prüfen und ihnen nach der Prüfung dann vorschlagen, ob die App vertrauenswürdig ist oder nicht. Auch darüber findet man viele Informationen im Internet.
Ein weiteres Problem bei der Nutzung von Smartphones ist, dass man jeder Zeit und an jedem Ort mit diesen kleinen Computern ins Internet gehen kann. Diese permanente Nutzung birgt ein zusätzliches Gefährdungspotential. Denn genauso gut kann man dadurch jederzeit geortet werden, wenn man die Ortungsfunktion im Mobiltelefon nicht deaktiviert hat. Über die Logdaten der Funkzelle ist aber auch bei ausgeschalteter Ortungsfunktion (z.B. GPS, WLAN) eine Ortung weiter möglich und es können Bewegungsprofile nachvollzogen werden. Dies ist einer der kritischen Punkte bei einer Vorratsdatenspeicherung.
Das gilt natürlich für den permanenten Abgleich mit Adressbüchern, Kalendern etc., die man in der Cloud gespeichert hat. Haben Sie bei Ihrem Smartphone eingestellt, dass eine automatische Synchronisierung innerhalb eines bestimmten Zeitraumes erfolgen soll, so wird ihr Telefon permanent darauf zugreifen und die Daten abgleichen. Deshalb sollte man die Autosynchronisierungsfunktion auch abgeschaltet haben. Insgesamt ist es ratsam, alle Funktionen, die einen automatischen Abgleich mit Konten oder Diensten zulassen, auszuschalten.
Einen guten Leitfaden, wie Sie ihr Smartphone sicher(er) machen, finden sie auf der Seite des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik unter https://www.bsi-fuer-buerger.de/BSIFB/DE/MobileSicherheit/BasisschutzHandy/basisschutzHandy_node.html .
Was den Speicherplatz betrifft, so kann man mittlerweile viele Daten auf dem Telefon bzw. auf dem einsetzbaren Memory Stick speichern. Dies ist immer eine Frage der Größe des Sticks. Ebenso kann – wie oben bereits erwähnt – der automatische Abgleich mit Konten, Kalendern, Diensten etc. im Internet ausgeschaltet werden, so dass man beispielsweise nur noch am PC diese Daten aktualisiert, so dass kein anderweitiger Zugriff erfolgen kann.
Was meines Erachtens noch gesetzlich festgehalten werden müsste, ist die Verpflichtung der Hersteller auf das Prinzip „Privacy by default“.
Dies bedeutet, dass datensparsame Privatsphäre-Einstellungen in Soft- und Hardware von vornherein mit einzubauen sind. Dies würde bedeuten, dass ein Smartphone erst dann Daten über das Internet abgleicht, versendet, verknüpft etc., wenn ich aktiv als Nutzer zugestimmt habe.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen meine Sichtweise darlegen und ihnen ein wenig die Angst vor Smartphones nehmen. Man muss sich meines Erachtens damit auseinander setzen und das Smartphone entsprechend restriktiv einstellen und entsprechend nutzen.
Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Carsten Sieling MdB