Frage an Carsten Sieling von Dodi Hossein M. bezüglich Finanzen
IST INFLATION NICHT DIEBSTAHL AM SPARER ?
Sehr geehrter Herr Sieling,
Sie kritisieren die Bundesbank wegen Ihrer Politik der Geldwertstabilität und halten die Debatte des IWF für eine Aufweichung der Geldwertstabilität für passend. Finden Sie nicht, dass eine gewollte Inflation zur Schuldenbekämpfung des Staates auch ein Diebstahl an Kleinsparern ist ?
MfG
D.H.M.
Sehr geehrter Herr Maghssudania,
vielen Dank für Ihre Anfrage. Ich teile Ihre Sorge um die wirtschaftliche Situation von Kleinsparern. Jedoch kommt meines Erachtens die Bedrohung aus einer anderen Richtung. Für den durch die Krise an den Finanzmärkten verursachten enormen Anstiegs der Staatsverschuldung müssen, wenn auch nicht sofort, aber mit Gewissheit irgendwann, die Steuerzahler und damit auch die kleinen Sparer eintreten. Nicht der Staat hat hier die kleinen Sparer bestohlen, sondern unverantwortlich handelnde Akteure an den Finanzmärkten. Solchen Krisen könnte mit einem größeren geldpolitischen Spielraum, den eine moderat erhöhte Inflationsrate mit sich bringen würde, deutlich besser begegnet werden. So würde dem Staat und damit auch den Steuerzahlern und den kleinen Sparern eine erneute Belastung durch zukünftige krisenbedingte Anstiege der Staatsverschuldung möglicherweise erspart. Eine niedrige Inflationsrate ist kein Selbstzweck, sondern muss im Hinblick auf ihre Vor- und Nachteile diskutiert werden. Deshalb halte ich die Diskussion, die der IWF angestoßen hat, an dieser Stelle grundsätzlich für zulässig und wichtig.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Carsten Sieling, MdB