Frage an Carsten Schneider von Helga M. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen
Sehr geehrter Herr Schneider
Die Militärausgaben aller beteiligten Länder in Afghanisten werden auf täglich 100 Millionen Dollar geschätzt. Die weltweiten Spendengelder für zivile Projekte ( Straßen etc) und NGOs werden mit 7 Millionen Dollar täglich angegeben. (Von diesen Spenden kamen in den letzten Jahren etwa ein Drittel nicht nach Afghanistan und von den geflossenen Geldern ging ein Teil an die Geberländer zurück).
Warum betragen die Militärausgaben in Afghanistan mehr als das zehnfache der Ausgaben für zivile Projekte?
Freundliche Grüße aus Thüringen
von Frau Helga Müller
Sehr geehrte Frau Müller,
Deutschlands internationale Schutztruppe (International Security Assistance Force, ISAF) hat den Auftrag, Schutz und Sicherheit der Bevölkerung und einen ungestörten Wiederaufbau zu gewährleisten. Somit ist dieser Einsatz der Bundeswehr eine Grundvoraussetzung für die Durchführung ziviler Projekte. Militärausgaben und Spendengelder können aus meiner Sicht auch nicht gegeneinander aufgerechnet werden.
Ohne den militärischen Einsatz wären die Fortschritte beim Wiederaufbau des Landes nicht erfolgt. Seit Januar 2004 hat Afghanistan mit Hamid Karzai einen frei gewählten Staatspräsidenten. Seit September 2005 gibt es auch erstmals ein in freien und allgemeinen Wahlen bestimmtes Abgeordnetenhaus. Afghanistan hat eine Verfassung, die den Frauen und Mädchen gleiche Rechte wie den Männern einräumt. Die Kindersterblichkeit geht zurück, und mittlerweile haben 85 Prozent der Afghanen Zugang zu medizinischer Versorgung. Erfolge gibt es auch im Bildungsbereich: Inzwischen gehen 75 Prozent der Jungen und 35 Prozent der Mädchen zur Schule. Seit 2001 wurden landesweit 3.500 Schulen gebaut, die Zahl der Schülerinnen und Schüler hat sich auf rund sechs Millionen mehr als verfünffacht.
Die ISAF-Schutztruppe leistet einen entscheidenden Beitrag, um diese positive Entwicklung weiter voranzutreiben.
Mit freundlichen Grüßen
Carsten Schneider