Frage an Carsten Schneider von Helga M. bezüglich Umwelt
Sehr geehrter Herr Schneider,
die Menschen im Land empfinden die steigenden Strompreise als Belastung. Ich versuche auch immer Energie zu sparen. Sogar abends mache ich beizeiten Licht und Heizung, Radio und PC aus. Ich bin nicht die einzige, die sich so verhält. Ursprünglich sollte mit der Privatisierung der Wettbewerb der Energieanbieter ermöglicht werden. Die Kunden sollten davon profitieren. Jetzt haben wir eine permanente Preiserhöhung. War die Privatisierung des Strommarktes nach Ihrer Einschätzung für dieses Land richtig?
Als Al Gore kürzlich in Berlin war, hat er einen Vortrag gehalten beim Energieanbieter Vattenfall. Stimmt es, dass er für einen Vortrag einen sechsstelligen Betrag als Honorar erhalten hat?
Als begeisterte Bahnfahrerin bin ich vorerst froh, dass die Privatisierung der Bahn aufgehalten wurde. Die vielen leeren Bahnhöfe ( seit 1994) und die teilweise abenteuerlichen Umsetzungen von Stellwerkern und Fahrkartenkontrolleuren bieten genug Zweifel an dem Prozess, der damals auf den Weg gebracht wurde. Kann man darüber öffentlich diskutieren und damit weitere Fehlentscheidungen bei Privatisierungen von öffentlichem Eigentum verhindern?
Freundliche Grüße aus Thüringen von
Frau Helga Müller
Sehr geehrte Frau Müller,
die steigenden Strompreise sind in der Tat ein Ärgernis. Doch es steht jedem Endverbraucher die Möglichkeit offen, nach einem Preisvergleich den bisherigen Stromanbieter zu wechseln und sich für eine günstigere Alternative zu entscheiden.
Meiner Ansicht nach war die Liberalisierung des Strommarktes in Deutschland eine richtige Entscheidung. Die Liberalisierung an sich ist nicht Ursache der steigenden Strompreise. Vielmehr scheint mir die bisherige „Starre“ im Strommarkt zu einem Teil des Problems beizutragen: Bisher haben zu wenige Verbraucherinnen und Verbraucher ihren Stromanbieter gewechselt, aber nur durch den Anbieterwechsel kommt Bewegung in den Strommarkt, und ein tatsächlicher Preiswettbewerb um die
Kunden kann entstehen.
Daher empfehle ich Ihnen, ihren bisherigen Stromanbieter gegebenenfalls zu wechseln. Informationen zum Stromanbieterwechsel erhalten Sie zum Beispiel beim Bundesverband der Verbraucherzentralen oder bei der Stiftung Warentest, die regelmäßig die Angebote der verschiedenen Stromanbieter miteinander vergleicht. Oft sind übrigens die Ökostromanbieter im Preis sogar günstiger als die örtlichen Grundversorger. Die Verbraucherzentralen haben jetzt eine Kampagne gestartet, in der sie zum Wechsel des Stromanbieters aufrufen. Informationen hierzu finden Sie im Internet unter
www.verbraucherzentrale.de.
Ihre Bemühungen, im eigenen Haushalt Strom zu sparen, kann ich nur unterstützen. Energiesparen schont nicht nur die eigene Haushaltskasse sondern ist auch ein aktiver Beitrag zum Klimaschutz. Ob Al Gore allerdings – wie Sie mir schreiben – bei seinem Vortrag in Berlin ein Honorar erhalten hat, entzieht sich meiner Kenntnis. In dieser Frage müssten Sie sich bitte direkt an den ausrichtenden Stromkonzern wenden.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Carsten Schneider