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Carsten Schneider
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Frage von Michael B. •

Frage an Carsten Schneider von Michael B. bezüglich Finanzen

Sehr geehrter Herr Schneider,

bezüglich der Feier des 60. Geburtstags von Herrn Ackermann im Frühjahr 2008
im Kanzeleramt - werden Sie auf auf n-tv (1) zitiert mit den Worten:

SPD-Haushaltsexperte Carsten Schneider hält den Angaben zufolge den "ganzen Vorgang für nicht akzeptabel".

Am 17. März.2010 gibt die Kanzelerin im gleichen Unfang ein Essen aus Anlass des 60. Geburtstages von IG-Metall-Chef Berthold Huber (2). Wie zuvor Herr Ackermann, war nun Herr Huber an der Auswahl der Gäste beteiligt.

Wie bewerten Sie dieses Geburtstags-Essen für Herrn Huber im Kanzleramt? Gilt hier die gleiche moralische Messlatte wie bei Herrn Ackermann?

Freundliche Grüße
Michael Bartsch

(1) http://www.n-tv.de/politik/meldungen/Ackermann-feierte-im-Kanzleramt-article473656.html

(2) http://www.n-tv.de/politik/Party-fuer-IG-Metall-Boss-article762854.html

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Bartsch,

im letzten Jahr habe ich, wie Sie richtig anmerken, die Geburtstagsfeier von Herrn Josef Ackermann im Kanzleramt verurteilt. Dieser Ansicht bin ich auch heute noch. Es darf nicht sein, dass Privatunternehmer auf Kosten des Steuerzahlers sich im Sitz der Bundeskanzlerin feiern lassen.
Der anstehende Geburtstag von IG-Metall-Chef Berthold Huber ist meiner Ansicht nach jedoch nicht mit der Veranstaltung vor knapp zwei Jahren zu vergleichen. Herr Huber übt als Gewerkschaftsvorsitzender eine gesellschaftliche Funktion aus. Dies unterscheidet ihn vom Unternehmer Ackermann. Weiterhin sind die Einladungslisten in gemeinsamer Abstimmung mit Frau Merkel und nicht wie 2008 ohne die Kanzlerin erstellt worden. Bei der Feier am 17. März werden zudem zwei Minister, der Kanzleramtschef sowie der DGB-Vorsitzende Michael Sommer teilnehmen. Sie alle begleiten ebenso wie Berthold Huber eine offizielle Funktion. Deshalb stellt sich hier auch nicht die Frage, ob für ihn die gleichen moralischen Maßstäben wie bei Herrn Ackermann anzusetzen wären. Ein Repräsentant einer gesellschaftlichen Gruppe oder Verbandes kann nicht gleichgesetzt werden mit dem Vorstandsvorsitzenden eines Weltunternehmens. Hinzu kommt die Tatsache, dass Josef Ackermann für eine Branche arbeitet, welche die Wirtschaftskrise der letzten Jahre maßgeblich zu verantworten hat. Dass ein Bankenchef dann noch ein privates Fest - von Steuergeldern bezahlt - spendiert bekommt, ist zu Recht für die Bevölkerung und die meisten Politiker nicht nachvollziehbar.
Sicher ließe sich darüber diskutieren, ob das Kanzleramt der geeignete Ort für Geburtstagsfeiern sei. Aber allein deswegen kann man die Feier von Herrn Huber nicht verurteilen.

Mit freundlichen Grüßen

Carsten Schneider

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