Frage an Carsten Molitor von Gudrun S. bezüglich Verbraucherschutz
Die Gentechnik beschert uns nur Gefahren und unwiderbringliche Schäden an Natur und Tieren. Wäre hier ein generelles Verbot in der EU nicht dringend geboten? Wäre das mit Hilfe eines Referendums machbar?
Sehr geehrte Frau Sievers,
nach meiner Meinung ist die Gentechnik zumindest in der Landwirtschaft überflüssig und dient lediglich dazu, den Großkonzernen in die Hände zu spielen. Es geht einfach nur um Industrieinteressen und darum den Nahrungsmittelmarkt weiter zu monopolisieren und zu beherrschen. Generell betrachtet bin ich kein Anhänger von Verboten, da das im Normalfall nicht die Probleme löst. Im Bereich der Gentechnik ist so ein Verbot aber sinnvoll. Sicherlich wäre eine Lösung auch über ein EU-weites Referendum möglich, wobei ich mir zunächst eine solche Abstimmung über eine EU-Verfassung wünschen würde, um den Weg hin zu direkterer Demokratie Schritt für Schritt zu gehen.
Lassen Sie mich ein wenig tiefer in die Problematik der Gentechnik eintauchen - die Kontakte der Gentechnikindustrie zu den Regierungen sind von jeher sehr gut. Die Lobbyisten versprechen eine nachhaltige Zukunft und stellen die Gegner der Gentechnik als technologie- und fortschrittsfeindlich dar. Auch ich lasse mir so etwas nur ungern nachsagen. Bisher ist aber der einzig nennenswerte "Erfolg" der Gentechnik, dass man Pflanzen gegenüber "Schädlingen" und Pestiziden resistenter macht. Die negativen Folgewirkungen (u.a. vermehrter Pestizideinsatz, Vordringen der Stoffe in unsere Nahrungskette, Artensterben etc.) werden weitestgehend ausgeblendet.
Eine grundlegende Strategie der Gentechnikindustrie ist es, sich den angestrebten Monopolstellungen durch Patente zu nähern. Hier bewegen wir uns in sehr bedenklichem Terrain, wenn man in Betracht zieht, dass bereits auch Patente auf natürlich vorkommene Tiergene vergeben werden. Durch den Besitz der Patente erwerben die Konzerne das Recht Lizenzgebühren zu erheben. Langsam aber stetig schließt sich so der Kreis der Kontrolle über den gesamten Agrarmarkt. Von daher setzt sich die ÖDP gegen Gentechnik und gegen die Vergabe von Patenten auf Leben ein.
Auf alle sich aus der Gentechnik ergebenden Gefahren einzugehen würde den Rahmen der Antwort sprengen. Als Stichwort würde ich noch gerne das Terminator-Saatgut erwähnen. Dieses bildet nach der Ernte keinen keimfähigen Samen mehr und zwingt Landwirte dazu, immer neues Saatgut von den Konzernen zu kaufen. Die daraus sich ergebenden Abhängigkeiten sind immens.
Abschliessend möchte ich festhalten, dass ich durchaus dafür bin, dass weiter geforscht wird. Dieses darf aber partout nicht im Freiland geschehen, da die Technik nicht rückholbar ist. Einmal in der Natur, immer in der Natur. Eine überwältigende Mehrheit der Bürger ist gegen Gentechnik in unserer Nahrung. Von daher wäre auch eine Produktkennzeichnung ("gentechnikfrei") sehr sinnvoll. Sieht man allerdings die Verknüpfungen von etablierter Politik und Industrie, so dürfte eine verbraucherfreundliche Kennzeichnungspflicht leider auch nicht zeitnah erfolgen.
Liebe Grüße
Carsten Molitor