Frage an Carolina Trautner von Bernd H. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrte Frau Trautner,
dem heutigen Kommentar der Lokalzeitung konnte ich entnehmen, dass die mittelständischen Unternehmen in Bayern einen Anstieg der Arbeitskosten befürchten. Was spräche gegen eine Absetzbarkeit der Lohn- bzw. Lohnnebenkosten von z.B. 120 Prozent der tatsächlich gezahlten Kosten für die Arbeitgeber. Die Höhe sollte auf jeweils ca. 72T Euro Bruttolohn des Arbeitnehmers begrenzt sein. Dies würde meines Erachtens die Arbeitgeber in die Lage versetzen Löhne zu zahlen von denen sich auch ein Einzelverdiener eine Familie mit Kindern leisten kann. Der Kinderwunsch ist bei vielen Menschen vorhanden; da sie ihre Kinder in den ersten Jahren nicht durch fremde Leute erziehen lassen wollen und ein Verdienst nicht reicht, müssen sie darauf verzichten. Aufgrund des sogenannten Fachkräftemangels sollte ein Wiedereinstieg in den Beruf nach 3 bis 4 Jahren für Mutter bzw. Vater kein Problem darstellen. Dem Staat kämen als Ausgleich höhere Einnahmen durch Lohn- und Mehrwertsteuer zu Gute.
Mit freundlichen Grüßen
Herwig
Sehr geehrter Herr Herwig,
vielen Dank für Ihre Anfrage bei www.abgeordnetenwatch.de zum Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Ihren Vorschlag, durch die Absetzbarkeit der Lohn- bzw. Lohnnebenkosten, die Nettoarbeitslöhne zu erhöhen, um Familien mit nur einem Einkommen besser zu stellen, sehe ich nicht als geeignetes Instrument, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf entscheidend zu verbessern. Die Zahlen des statistischen Landesamtes belegen, dass vielmehr Frauen mit höherer Bildung und damit wohl auch verbundenem höheren Einkommen, häufiger kinderlos bleiben. Demzufolge sehe ich fehlende finanzielle Unterstützung nicht als Hauptgrund für Kinderlosigkeit durchschnittlicher Arbeitnehmer.
Ich persönlich begrüße es, wenn sich Familien bewusst dafür entscheiden, ihre Kinder zu Hause zu betreuen. Selbstverständlich sollen Familien aber die freie Wahl haben, ob sie ihre Kinder stattdessen in einer öffentlichen Krippe betreuen lassen möchten. Um eine echte Wahlfreiheit zu ermöglichen hat sich die CSU beispielsweise massiv für die Einführung des Betreuungsgeldes eingesetzt. Für mich zählt, dass alle Eltern, egal für welche Betreuungsform sie sich entscheiden, unterstützt werden sollen. Familienpolitik muss aus meiner Sicht die Akzente in der gezielten Familienförderung setzen und die Unterstützung und Hilfen für Familien zielorientiert ausrichten. Familienpolitische Leistungen müssen dabei entsprechend auf die unterschiedlichen Lebenssituationen eingehen. Dazu gibt es vielfältige Unterstützungsangebote mit dem Mutterschaftsgeld, Kindergeld, Elterngeld oder auch dem Kinderzuschlag. Darüber hinaus bieten wir in Bayern - abhängig vom Familieneinkommen - auch das Landeserziehungsgeld an.
Umfragen belegen, dass neun von zehn Frauen und Männern zwischen 20 und 39 Jahren finden, Mütter und Väter sollen sich gemeinsam um ihre Kinder kümmern. 81 Prozent sehen beide Partner für das Familieneinkommen in der Verantwortung und wünschen sich eine partnerschaftliche Aufteilung der Aufgaben in Familie und Beruf. Das Leben mit Familie ist dabei nach wie vor zentraler Wunsch junger Menschen. Immer mehr Männer und Frauen haben den Wunsch, eine Familie zu gründen und trotzdem - oder gerade deswegen - gemeinsam erfolgreich im Beruf zu sein. Die Realität zeigt, dass sich junge Frauen oftmals nicht entscheiden wollen zwischen einem Kind und dem Beruf, sondern vielmehr, dass sie beides in Einklang bringen möchten. Daneben möchten auch junge Männer gleichberechtigt für ihr Kind da sein. Dies kann nur gelingen, wenn sich die Arbeitswelt diesen Bedürfnissen anpasst.
Wesentliche Voraussetzung für eine familienfreundliche Arbeitswelt ist dabei ein bedarfsgerechtes, qualitätsvolles und wohnortnahes Kinderbetreuungsangebot. Hier hat der Freistaat in den vergangenen Jahren viel geleistet. So wurde etwa in Bayern die Versorgungsquote bei Betreuungsplätzen für Kinder im 2. und 3. Lebensjahr mehr als verfünffacht.
Mit freundlichen Grüßen
Carolina Trautner